Die Gegner des Mindestlohns arbeiten mit Demagogie

Bei ihrer Kampagne gegen den Mindestlohn sind seinen Gegnern viele Mittel recht, auch eine falsche Darstellung von Fakten. Jüngst hat die vom Arbeitgeberverband Gesamtmetall finanzierte Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) gemeldet, ein gesetzlicher Mindestlohn von 7,50 Euro pro Stunde werde die Preise in Deutschland in die Höhe schnellen lassen. Von bis zu 40 Prozent ist da die Rede, unter Bezug auf eine Studie des ifo-Instituts. Und die Reaktionen der Verbraucher wurden in der Pressemitteilung gleich mitgeliefert. Konfrontiert mit den Ergebnissen der Studie gaben sie an, unter diesen Bedingungen weniger einheimische Produkte kaufen und häufiger auf Dienstleistungen wie den Friseurbesuch verzichten zu wollen.

Doch ein genauer Blick auf die Studie machte schnell deutlich, wie die horrenden Preisprognosen zustande kamen. "Es wird nicht nur die Einführung eines Mindestlohns von 7,50 Euro in Deutschland unterstellt, sondern ein weltweiter", kritisiert Norbert Reuter, Referent im Bereich Wirtschaftspolitik beim ver.di-Bundesvorstand. Die Verbraucher sollten zudem die gesamten Mehrkosten über höhere Preise tragen.

Hypothetische Preiseffekte für die Kunden

In einem Mailwechsel konfrontierte Reuter den ifo-Projektleiter Gernot Nerb mit diesen Unklarheiten. Der gestand ein, dass im Zentrum der Untersuchung die Verbraucherumfrage gestanden habe, bei der die Konsumenten mit "hypothetischen Preiseffekten bei vollständiger Preisüberwälzung konfrontiert wurden". Ihn habe es überrascht, dass sich auch beim Ansprechen der möglichen kostenmäßigen Konsequenzen 73 Prozent der Befragten für die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns ausgesprochen hätten. Doch davon war in der INSM-Mitteilung nichts zu lesen. "Demagogie pur", so Reuter.HLA

http://wipo.verdi.de/wirtschaftspolitik_aktuell/data/08_16_mindestlohn.pdf