Heimwerkerkette Bauhaus entlässt in Stuttgart mehr als 30 Fachkräfte

Ihm reicht's. Protest vor dem Bauhaus in Stuttgart-Untertürkheim

Von Hermann G. Abmayr

Die Heimwerkerkette Bauhaus hat kurz nach der Eröffnung von zwei Märkten in Stuttgart über 30 von gut 200 Beschäftigten entlassen und versucht, die Wahl von Betriebsräten zu verhindern. Das Unternehmen mit europaweit mehr als 12000 Beschäftigten und über 200 Märkten hatte vor zwei Jahren bereits in der Zentrale in Mannheim die Betriebsratswahlen behindert. Vergeblich. Mittlerweile haben sieben Standorte eine eigene Interessenvertretung.

Eigentümer der Kette ist der 74-jährige Multimillionär Heinz Georg Baus. Der Schreiner aus Schriesheim bei Heidelberg hatte 1960 den ersten Baumarkt in Deutschland eröffnet. Baus ist später der Steuer wegen in die Schweiz und dann ins Fürstentum Monaco gezogen. Doch in der Schweiz blieb die Schaltzentrale des deutschen Hobby-Piloten. Amtliches Kennzeichen seines Falcon-2000-Jets: D-BEST.

Kündigung in der Probezeit

"Ihr seid die Besten." An diesen Satz können sich die Stuttgarter Bauhaus-Beschäftigten gut erinnern. Man habe sie aus 3000 Bewerbern ausgewählt, sagte ihnen der Bauhaus-Manager. Denn "das wertvollste Kapital eines Unternehmens" seien die Mitarbeiter, ein gut ausgebildetes Team und ein gutes Betriebsklima.

Von diesen Versprechungen ließen sich der Schreinermeister Lorenz Berenz (47), die kaufmännisch-pharmazeutische Assistentin Renate Göhler (46) und viele andere ködern. Wochenlang schufteten sie vor der Eröffnung der beiden Baumärkte in Stuttgart, auch samstags und sonntags. Nur ein Teil der Überstunden wurde bezahlt.

"Ich war im Profidepot beim Maschinenverleih", berichtet Lorenz Berenz. Dort waren die Kunden sehr mit ihm zufrieden, denn der erfahrene Schreiner konnte ihnen vieles erklären. Trotzdem: Noch während der Probezeit kamen die Kündigungen. Alleinerziehende mit Kindern waren unter den Entlassenen, sogar eine Schwangere. Christa Frank von ver.di Stuttgart wirft Bauhaus vor, einen Teil der Beschäftigten nur als Lockvögel für die Kunden eingestellt zu haben. Sie sollten in den ersten Wochen den Eindruck erwecken, dass Bauhaus viele freundliche und kompetente Verkäufer habe.

Protest vor den Märkten

Seit einigen Wochen stehen Lorenz Berenz, Renate Göhler und die anderen immer wieder mit Schildern, Transparenten und Flugblättern vor den Stuttgarter Bauhaus-Märkten und demonstrieren für die Rücknahme der Kündigungen und die Wahl eines Betriebsrats. "Die Solidarität ist toll", sagt Renate Göhler begeistert. Nicht nur aus benachbarten Unternehmen wie Daimler sind Leute gekommen. Auch Bauhaus-Betriebsräte aus Mannheim und Darmstadt fuhren in ihrer Freizeit nach Stuttgart, um mit den Gekündigten zu protestieren.

"Wir hatten 2007 ebenfalls große Schwierigkeiten bei der Wahl eines Betriebsrats", berichtet Hannelore Preis, die Vorsitzende des Gremiums aus Mannheim. ver.di habe damals öffentlich damit gedroht, die Staatsanwaltschaft einzuschalten, wenn das Unternehmen die Wahlen weiter behindere. Das wirkte. Und die ver.di-Liste eroberte schließlich sechs von sieben Sitzen im Betriebsrat. Mittlerweile wurden die Löhne auf Tarifniveau angehoben, berichtet Hannelore Preis.

Ähnlich positiv entwickelte sich die Lage in Darmstadt, bestätigt Betriebsrat Andreas Heipp. Doch das Management nimmt dem Betriebsrat seine Solidarität für die Stuttgarter Bauhaus-Kolleg/innen übel, vor allem weil er die Beschäftigten in Darmstadt in einem Aushang darüber informiert hatte. Das hat das Unternehmen zum Anlass genommen, beim Arbeitsgericht ein Amtsenthebungsverfahren gegen ihn einzuleiten. Doch Andreas Heipp und die anderen Bauhaus-Betriebsräte lassen sich nicht einschüchtern. Sie sind sicher, dass es in Stuttgart bald Betriebsräte geben wird und weitere folgen werden.

http://stuttgart.verdi.de/fachbereiche/fb12