Märkische Oderzeitung wird ausgelagert, WAZ-Konzern streicht 262 Arbeitsplätze

Brandenburg | Die komplette Redaktion, Layouter und Redaktionssekretärinnen der Märkischen Oderzeitung (MOZ) werden zum 1. April in die hauseigene Leiharbeitsfirma ausgelagert. Das teilte Geschäftsführer Bodo Almert den Beschäftigten im Januar in einem fünfseitigen Brief mit. Begründet wurde der Schritt mit der Finanzkrise und befürchteten Anzeigenrückgängen. Entlassen, nicht ausgelagert, werden zehn Beschäftigte im Anzeigensatz. Ihre Aufgaben soll eine Fremdfirma übernehmen. "Wir haben uns mit der Geschäftsleitung auf einen Sozialplan für die zehn Kollegen geeinigt", sagt Peter Eliasch, der Betriebsratsvorsitzende.

Schon seit Jahren wurden ehemalige Pauschalisten, aber auch Volontäre, die ihre Ausbildung beendet hatten, und Fotografen bei der hauseigenen Leiharbeitsfirma GMB Gesellschaft für Mediendienstleistungen mbH eingestellt. Ab 1. April soll die Firma in MOZ-Redaktion GmbH umbenannt werden.

In seinem Brief wurde Geschäftsführer Almert deutlich: Wer nicht zum Wechsel bereit ist, kann dem widersprechen. Allerdings hat er dann ab 1. April keinen Arbeitsplatz mehr. Da der Wechsel juristisch ein "Teilbetriebsübergang" ist, bleiben für die 93 Redakteure und zehn Verlagsangestellten der Haustarifvertrag und die Betriebsvereinbarungen für ein Jahr bestehen. Für die Zeit danach ist es möglich, dass es zu Einzelverhandlungen mit den Beschäftigten über ihre Arbeitsverträge kommt. Das wurde schon von der Geschäftsleitung angekündigt. ver.di befürchtet, dass sie dann auf das niedrigere Lohnniveau der bisher 35 Mitarbeiter der Leiharbeitsfirma gedrückt werden sollen.

Um das zu verhindern, wird ver.di-Landesfachbereichsleiter Andreas Köhn die Geschäftsleitung zu Haustarifverhandlungen auffordern. Allerdings ist zweifelhaft, ob sie dazu bereit ist. Deshalb sollten alle, die in die MOZ-Redaktion GmbH wechseln, noch vor dem 1. April in die Gewerkschaft ver.di eintreten, so Köhn. Denn nur für Mitglieder gelten die Tarifverträge auch nach dem einen Jahr weiter.

Nordrhein-Westfalen | Der WAZ-Konzern will bei seinen vier Blättern in Nordrhein-Westfalen 262 Arbeitsplätze abbauen, um 30 Millionen Euro einzusparen, und ließ von der Unternehmensberatung Schickler ein Konzept für die Redaktionen entwickeln. In Mitarbeiterversammlungen für die Beschäftigten der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung, für die Neue Ruhr-/Neue Rheinzeitung, die Westfälische Rundschau und die Westfalenpost wurden die ausgehandelten Konditionen für den Sozialplan vorgestellt. Betriebsbedingte Kündigungen wurden nicht ausgeschlossen, sollen aber mit dem Sozialplan abgewendet werden.

Beschäftigte, die freiwillig gehen, erhalten pro Jahr Betriebszugehörigkeit eine Abfindung in Höhe eines Bruttomonatsgehalts. Wer zum Ausstieg noch im Februar bereit ist, erhält eine "Turboprämie" in Höhe von zusätzlich 60 Prozent der Abfindungssumme. Auch die Konditionen für Altersteilzeit wurden vorgestellt. Dafür sind zunächst die Kolleg/innen vorgesehen, die in den Jahren 1947 bis 1951 geboren wurden.

Die 55 Bildredakteure sollen in eine eigene Gesellschaft ausgelagert werden. Frank Biermann, Vorsitzender der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union in ver.di Münsterland, befürchtet eine massive Arbeitsverdichtung in den Redaktionen und einen Qualitätsverlust der Blätter: "Die Betriebsräte haben in ihren Gegenkonzepten dargelegt, dass die Sparpläne in vielen Fällen zu nicht mehr professionell arbeitsfähigen Strukturen in den Redaktionen führt. Wir fordern die Geschäftsleitung deshalb erneut auf, den Personalabbau nicht so radikal umzusetzen."

Gekürzt werden auch die ohnehin nicht üppigen Honorare der freien Mitarbeiter/innen. "Auch die Einsparungen bei den freien Mitarbeitern müssen überprüft werden. Nur mit starken Lokalteilen und kompetenten Mitarbeitern vor Ort werden die Zeitungen der WAZ-Mediengruppe langfristig überlebensfähig sein", sagt Frank Biermann.Silke Leuckfeld