Detektive in Aktion

Arbeitgeber versucht, engagiertem Betriebsrat mit konstruierten Vorwürfen zu kündigen

Mittlerweile ist Roland Thomae krankgeschrieben. Psychosomatisch sei seine Erkrankung, sagt er. Auch die Familie leide unter der Situation. Denn der Arbeitgeber versucht seit Anfang des Jahres, dem Gesamtbetriebsratsvorsitzenden der Median-Kliniken fristlos zu kündigen. Die offizielle Begründung: Der freigestellte Betriebsrat Thomae habe Arbeitszeiten nicht eingehalten und drei Dienstfahrten nicht korrekt abgerechnet. Der angebliche Schaden für den Arbeitgeber: 11,20 Euro.

Da der Betriebsrat der Kündigung nicht zugestimmt hat, hat der Arbeitgeber mittlerweile die Ersetzung der Zustimmung beim Arbeitsgericht Minden beantragt. Die drei Richter des Arbeitsgerichts haben sich jedoch für befangen erklärt, weil Roland Thomae seit Jahren als ehrenamtlicher Arbeitsrichter an dem Gericht tätig ist. Jetzt muss das Landesarbeits- gericht Hamm entscheiden, wo der Fall verhandelt wird. Außerdem hat der Arbeitgeber in der Zwischenzeit eine Strafanzeige wegen Betrugs gestellt.

Bespitzelt

Die Vorwürfe gegen Roland Thomae hält Volker Hoppmann, der für den Fachbereich Gesundheit zuständige ver.di-Sekretär im Bezirk Herford-Minden-Lippe, für "unhaltbar und konstruiert". Thomae wurde seit Mitte November von Detektiven bespitzelt, im Auftrag des Arbeitgebers. Bemerkt hat der Gesamtbetriebsrat das, weil Thomaes Sohn ihn darauf aufmerksam machte, dass bestimmte, ihm unbekannte Leute immer wieder in der Nähe der Familie auftauchen.

Hoppmann sagt, der Arbeitgeber wolle durch die Spitzelei nicht nur Roland Thomae für sein Engagement bestrafen. "Damit sollen alle aktiven Menschen im Unternehmen eingeschüchtert werden." Denn Thomae habe in einer fünf Jah- re dauernden Tarifauseinandersetzung "eine herausragende Rolle gespielt". Der Betriebsrat habe seit dem Herbst die Dienstpläne für Klinikärzte konsequent abgelehnt, wenn die gegen Tarifverträge oder Gesetz verstoßen haben. Dadurch wurde Anfang dieses Jahres ein Tarifvertrag erreicht, der nach Ansicht von Volker Hoppmann für den Reha-Bereich hervorragend ist.

Und auch noch Hausverbot

Doch der Arbeitgeber belässt es nicht bei seinem Versuch der Kündigung und der Anzeige. Mittlerweile hat er Roland Thomae Hausverbot für alles erteilt, was außerhalb von dessen Arbeit als Betriebsrat der Quellenhofkliniken in Bad Oyenhausen und als Gesamtbetriebsrat liegt. Außerdem wurden die Ressortleiter aufgefordert, ihre Mitarbeiter/innen anzuweisen, Verstöße gegen das Hausverbot sofort zu melden.

ver.di hat eine Solidaritätsaktion ins Leben gerufen.HLA

Solidaritätsschreiben an den Betriebsrat der Quellenhofkliniken, z. Hd. Roland Thomae, Am Brinkkamp 15, 32545 Bad Oeynhausen.

Protestschreiben an den Arbeitgeber: Marx Median Unternehmensgruppe, Geschäftsführung, Carmer Straße 6, 10623 Berlin