Neuer Arbeitskreis Undokumentierte Arbeit in Berlin unter dem Dach der ver.di-Bundesverwaltung

Erinnern Sie sich noch an den kurzen Redebeitrag auf dem ver.di-Bundeskongress 2003? Eine Sprecherin der Initiative RESPECT hatte fünf Minuten, um die Probleme von Papierlosen in undokumentierten Arbeitsverhältnissen in das Gesichtsfeld der Gewerkschafter zu rücken. "Wir fordern, dass alle Menschen ohne geklärten Aufenthaltsstatus Mitglied bei ver.di werden können", erklärte sie dort. Auch das zweifelhafte Image bei den Kolleg/innen konnte sie in der kurzen Redezeit korrigieren. Arbeitnehmer/innen ohne Papiere gelten längst nicht mehr als Konkurrenz auf dem Dienstleistungsmarkt. Vielmehr seien sie eine Chance für ver.di, die oft ausgebeuteten Papierlosen als wichtigen Teil des Kampfes gegen Lohndumping zu begreifen und neue Mitglieder zu gewinnen.

Erstes ver.di-Mitglied ohne Papiere

Das erste ver.di-Mitglied ohne Papiere ist Ana S.. Die Kolumbianerin hatte drei Jahre im Haushalt einer wohlhabenden Familie in Hamburg-Blankenese geschuftet, in 24-Stunden-Bereitschaft. Dafür bekam sie ein Taschengeld von einem Euro in der Stunde. Sie ist auch die erste Papierlose, die mit ver.di vor ein Arbeitsgericht zog, um ihren Lohn einzuklagen. Mit dem Risiko, jederzeit als "Illegale" entdeckt zu werden. Landesfachbereichsleiter Peter Bremme vom Fachbereich 13, Die Besonderen, hatte die Zeichen der Zeit erkannt und begleitete ihren Weg vors Gericht. Der Prozess endete mit einem zufriedenstellenden Vergleich, Ana S. erhielt eine Nachzahlung.

Neuer Arbeitskreis

Barbara Miránda und Silvia Mayer sind zwei der ehrenamtlichen Mitarbeiter-innen im neuen Berliner Arbeitskreis Undokumentiertes Arbeiten, der am 11. März seine Arbeit aufgenommen hat. Sie nennen diesen Tag den "Inaugurationstag". Zweimal im Monat gibt es nun unter dem Dach der ver.di-Bundesverwaltung die Möglichkeit, ohne Angst vor Entdeckung zu reden und sich helfen zu lassen. In einem Raum hat ver.di die Infrastruktur zur Verfügung gestellt: Computer, Telefon, Faxgerät. Hier können Papierlose zunächst einmal ihre Probleme schildern, ob mit dem Arbeitgeber oder ganz allgemein, als Mensch, der ohne Papiere in Deutschland lebt. "Unser Arbeitskreis setzt sich aus Vertreter/innen unterschiedlicher politischer Gruppen zusammen. Und das Verbindende ist ver.di", sagt Barbara Miránda. "Alle Arbeitnehmer/innen haben Rechte, die wollen wir durchsetzen. Die Papierlosen setzen sich mit uns gemeinsam dafür ein."

Wie es nach dem Erstgespräch weitergehen kann, haben die Mitarbeiterinnen des Arbeitskreises aus dem Fall von Ana S. gelernt: Für die Anlaufstelle Berlin nimmt sich Jürgen Stahl vom ver.di-Fachbereich 13 des jeweiligen Problems an und sucht für die Betroffenen eine ver.di-Rechtsvertretung. Mitarbeiten kann natürlich auch jeder andere interessierte ver.dianer. Zum Beispiel sucht der Kreis Leute mit Fremdsprachenkenntnissen, die sich bei Bedarf zum Übersetzen zur Verfügung stellen.Jenny Mansch

Berliner Anlaufstelle für Papierlose:

jeden 2. Mittwoch (9 -11 Uhr) und jeden 4. Mittwoch im Monat (18 - 20 Uhr) Beratung in der ver.di-Bundesverwaltung zu arbeits- und sozialrechtlichen Fragen. Köpenicker Str. 30, 10179 Berlin, Fachbereich 13

E-Mail ak-undokumentierte-arbeit.berlin@verdi.org