Lernen mit Handy und Online

Die Vielfalt digitaler Lernangebote wächst. Damit der Stoff aber tatsächlich im Kopf hängen bleibt, kommt es vor allem auf eine gute Didaktik an

Handys werden immer vielseitiger: Inzwischen kann man auch Lernprogramme aus dem Internet darauf überspielen. Meist sind es Vokabeltrainer oder Frage-Antwort-Tests, die mit der Tastatur zu bedienen sind. "Gelerntes soll durch Wiederholungen gefestigt werden", erklärt der Ökonom Maciej Kuszpa von der Fernuniversität Hagen. Er hat Abfrageprogramme für BWL- Studenten erarbeitet, die sich auf eine Prüfung vorbereiten wollen. Durch das handliche Format eignet sich Handy-Lernen für zwischendurch - etwa im Wartezimmer oder Zug.

Kuszpa sieht die Handyprogramme als Ergänzung und nicht als Ersatz für bisherige Lernformen: "Dafür sind die Möglichkeiten sozialer Interaktion zu eingeschränkt." Auch die Eingabe und das Lesen längerer Texte seien mühsam, und umfassende Lernszenarien ließen sich auf dem kleinen Display sowieso nicht abbilden.

"Momentan ist damit kein Geld zu verdienen. Die Handy-affine Jugend lädt lieber Klingeltöne runter, und die Erwachsenen wissen oft nicht, wie man das Internet mit dem Handy nutzt", sagt Frohmut Menze vom Programmanbieter studymobile.de. Doch er ist überzeugt davon, dass sich das schon in absehbarer Zeit ändern wird.

Andere Varianten des E-Learnings, der Unterstützung von Lernprozessen mit elektronischen Medien, sind weit besser für gemeinschaftliches Lernen geeignet. So nutzen zum Beispiel Glastechnik-Auszubildende des Staatlichen Berufskollegs Rheinbach eine Online-Lernplattform, auf der sie ein virtuelles Wörterbuch mit ausbildungsspezifischen englischen Vokabeln entwickelt haben. Das Lehr- und Lernprogramm enthält Lektionen und Module zur Selbstkontrolle. Es wird fortlaufend ergänzt - inklusive Hörbeispielen und Fotos der Begriffe, die sich so über mehrere Sinneskanäle einprägen können.

Klug eingesetzt, wirken neue Medien motivierend

Außerdem diskutieren die Auszubildenden in Blogs über Lehrinhalte und arbeiten mit Auszubildenden anderer Glas-Fachschulen zusammen. Dabei produzieren sie auch englischsprachige Audio- und Videodateien. Dank der neuen Medien sind die Schüler hoch motiviert, ihre neuen Fachsprachenkenntnisse richtig anzuwenden und die Sätze oft zu wiederholen, berichtet Lehrerin Stephanie Merkenich.

"Ohne pädagogische Einbettung macht E-Learning wenig Sinn", ist Michael Härtel vom Bundesinstitut für Berufsbildung überzeugt. "Die Lerneffekte hängen ab von angemessener Methodik und Didaktik sowie adäquat geschultem Bildungspersonal." Stiftung Warentest monierte im Jahr 2006 ebenfalls die mangelnde Qualität vieler Lernsoftware: Zu wenig Kommunikations-Möglichkeiten zwischen Lernern und fehlende Lernerfolgskontrollen sorgten vielfach für geringe Akzeptanz bei den Lernenden.

Inzwischen geht der Trend zum Einsatz kommunikativer digitaler Lernmedien: "Im Weiterbildungsbereich werden zunehmend Blogs, Wikis oder Audio-Dateien genutzt", sagt Härtel. Ein Beispiel ist die Mediencommunity 2.0, die eine umfassende Wissens-Plattform für die Druck- und Medienbranche entwickelt. Härtel sieht einen Vorteil im Austausch der Nutzer: Indem sie über die vorhandenen E-Learning-Angebote diskutieren, sorgen sie zugleich für eine kompetente Qualitätskontrolle.

Lutz Steinbrück