Gewerkschaften nehmen beim Widerstand gegen neue Machthaber eine führende Rolle ein

Der Sitz der Landarbeiterorganisation Via Campesina in der honduranischen Hauptstadt Tegucigalpa gleicht einer Festung. Ein schweres schwarzes Eisentor schirmt das Gebäude zur Straße ab, über der Mauer ist Nato-Draht gespannt. Wer hinein möchte, muss vor einer Kamera vorsprechen. "Wir sind vorsichtig geworden", sagt ein Aktivist entschuldigend, "denn seit dem Putsch hat es mehrere Anschläge gegeben."

Der Putsch, gegen den die Via Campesina und andere soziale Organisationen auch an diesem Tag wieder Demonstrationen organisieren, hat nicht nur das kleine Honduras erschüttert, sondern ganz Lateinamerika. In den frühen Morgenstunden des 28. Juni war der linksliberale Präsident Manuel Zelaya von vermummten und schwer bewaffneten Soldaten aus seinem Bett gezogen und - noch im Pyjama - nach Costa Rica deportiert worden. Sein Vergehen: Er hatte für jenen Sonntag eine unverbindliche Umfrage über die Einberufung einer verfassunggebenden Versammlung anberaumt.

Die Fronten sind nicht erst seit diesem Tag klar definiert. "Wir haben das Vorhaben einer Verfassungsreform von Beginn an unterstützt", sagt Gewerkschaftschef Juan Barahona, der mit anderen Mitgliedern der "Nationalen Widerstandsfront gegen den Staatsstreich" im Gebäude der Via Campesina zusammengekommen ist. Gewerkschaften, Landarbeiterorganisationen, Studierende und Frauengruppen ziehen deswegen seit über zwei Monaten für "ihren" Präsidenten auf die Straße. Doch die neuen Machthaber um Roberto Micheletti, den ehemaligen Parlamentspräsidenten, und Armeechef Romeo Vázquez Velázquez bleiben stur. "Wir werden keinen Schritt zurückweichen", bekräftigt Micheletti immer wieder. Einer der Putschgeneräle erklärte, man habe mit dem Umsturz "den als Demokratie getarnten Sozialismus aufgehalten".

Die Aktiven der Widerstandsfront sehen den Staatsstreich deswegen nicht nur als nationales Problem. "Hier hat ein Schlag gegen die soziale Reformbewegung stattgefunden, die vor zehn Jahren in Venezuela begonnen hat", sagt Via-Campesina-Chef Rafael Alegría. Und dieser Kampf wird hart geführt. Zwölf politische Morde zählt die Demokratiebewegung. Die Interamerikanische Menschenrechtskommission spricht von "hunderten Verletzten und Inhaftierten" - bis jetzt. HARALD NEUBER

Via Campesina hat ein internationales Spendenkonto eingerichtet: Bank: Ipar Kutxa, Kontoinhaber: Asociacion Lurbide, Land: Spanien, SWIFT: CVRVES2B, IBAN: ES54 3084 0023 5364 0006 1004, Stichwort: Lucha Honduras