Sommerschlussverkauf?

Positive Nachrichten zu Karstadt waren in den letzten Jahren selten. Im Juni aber häuften sie sich dann: Erst fand die seit 2009 insolvente Warenhauskette mit der Berggruen-Holding einen Käufer, der zusicherte, das Unternehmen als Ganzes und ohne weitere Opfer der Beschäftigten fortzuführen. Im Gläubigerausschuss setzte er sich gegen zwei Konkurrenten durch, darunter das Vermieterkonsortium Highstreet.

Dann gab die Insolvenzverwaltung von Karstadt für das Geschäftsjahr eine gute Prognose ab. Man rechne mit einem "mittleren zweistelligen Millionengewinn", hieß es Ende Juni. Fast zeitgleich stimmte das Bundeskartellamt dem geplanten Eigentümerwechsel zu.

Dazwischen lagen harte Verhandlungen Nicolas Berggruens mit der von der US-Investmentbank Goldman Sachs geführten Highstreet-Gruppe, die 86 der 120 Karstadt-Häuser besitzt.

Eine Einigung über niedrigere Mietkonditionen ist Bedingung dafür, dass der Kaufvertrag mit der Berggruen-Holding tatsächlich in Kraft tritt. Das hat sich der deutsch-amerikanische Investor, ein Sohn des vor den Nazis aus Deutschland geflohenen Kunstsammlers Heinz Berggruen, vorbehalten.

Nur mit marktüblichen Mieten

Die Zukunft von Karstadt hänge von der Einigung auf marktübliche Mieten ab, erklärte auch ver.di. Die überzogen hohen Mieten gelten als eine wichtige Ursache der Karstadt-Krise, für deren Überwindung sich ver.di, der Gesamtbetriebsrat und mit ihnen auch die Beschäftigten der Häuser seit Jahren engagieren.

Mit dem "Fortführungstarifvertrag" steuern sie in den nächsten drei Jahren 150 Millionen Euro zur Sanierung bei, wenn die Arbeitsplätze und Standorte mindestens für diese Zeit garantiert sind. Da Nicolas Berggruen eine gesellschaftsrechtliche Aufteilung von Karstadt in die Säulen Sport-, Premium- und Normalhäuser beabsichtigt, hat ver.di für den 9. Juli zu einer Sitzung der Karstadt-Tarifkommission eingeladen, um den Tarifvertrag anzupassen. Der Investor habe "unbefristet und unkonditioniert" zugesichert, dass die drei Säulen unter einer Konzernholding verbleiben, sagte ein ver.di-Sprecher dazu. Auch die konzernweite Mitbestimmung bleibe erhalten.

Zum Verhandlungspoker zwischen Käufer und Vermietern hieß es bei Redaktionsschluss Anfang Juli von beiden Seiten noch, die Gespräche verliefen "konstruktiv". Doch die Zeit wird knapp. Noch vor dem 16. Juli muss eine komplette Einigung erzielt sein. Denn nur dann kann das Amtsgericht Essen den Insolvenzplan annehmen und die Warenhauskette Karstadt damit in eine schuldenfreie Zukunftsperspektive entlassen. Andreas Hamann