Nach seinem Ausbruch werden am Eyjafjallajökull mit Lavahitze gekochte Dinner angeboten. Ruth Zohlen nutzt ihren Hausvulkan Eldfell als Backofen

Ruth Zohlen liebt Vulkane. Sie schaut jeden Morgen nach Wettermeldungen und seismographischen Aktivitäten. "Ich hoffe immer, dass ich Zeit habe, wenn irgendwo einer hochgeht", sagt die passionierte Hobbyfotografin. Sie hat ein nordisch blasses Gesicht und ihre Haare sind wie ein schwarzer Lavastrom, der unter der Schirmmütze heraus auf die Schultern fließt. Seit über 20 Jahren lebt die gebürtige Stuttgarterin auf Heimaey, eine der 15 Westmänner-Inseln südlich von Island. Anfangs hat sie in der Fischfabrik gejobbt, heute wandert sie mit Touristen über die Insel.

An diesem Tag führt sie eine Gruppe auf den Vulkan Eldfell. Mitten am Hang bleibt sie stehen, holt eine Metallschaufel aus dem Rucksack und gräbt ein Loch in den roten Sand. "Hier ist mein Backofen!", ruft sie und zieht sich Handschuhe über. Damit birgt sie eine zerschrammte, kochendheiße Blechdose aus der Erde. Als sie den Deckel öffnet, riecht es einen Atemzug lang nach frischer Hefe; dann schubst der Wind den Duft fort.

Pompej des Nordens

Ruth backt Brot im Vulkan. Der Eldfell ist schon seit 37 Jahren erloschen. Doch in seinem Bauch glüht noch immer Restwärme - an einigen Stellen von mehr als 200 Grad. Das Brot muss sechs Stunden darin schlummern, bevor es gar ist. Ruth stürzt es auf ein Brett, schneidet dicke Scheiben ab, schmiert Butter drauf und reicht jedem eine Scheibe. Das Brot hat die Farbe der Steine und schmeckt ein bisschen herber als Honigkuchen. Der Picknickplatz ist wunderbar: Der Sand wärmt den Hintern, eine leichte Brise weht und der Blick auf die blitzweißen Häuser und das blaue Meer ist grandios.

Heimaey ist nur sechs Kilometer lang und drei Kilometer breit, hat aber einen kleinen Flughafen und den wichtigsten Fischereihafen Islands. Bei Ausbruch des Vulkans 1973 konnten glücklicherweise alle Einwohner rechtzeitig evakuiert werden. In den folgenden fünf Monaten spuckte er 33 Millionen Tonnen Lava und begrub eine Straße und 400 Häuser. Im Projekt "Pompej des Nordens" sind einige davon ausgebuddelt und als Gedenkstätte hergerichtet.

Die meisten Urlauber kommen nur für einen Tag nach Heimaey, um die Papageitaucher zu sehen. Auf den Felsen vor der Küste nistet eine der größten Kolonien. Dabei bietet die Mini-Insel viele Freizeitaktivitäten: Man kann auf reinrassigen Isländer-Ponys am Strand entlang reiten, Wale beobachten, auf einem Rasenplatz am Meer Golf spielen, in Lavahöhlen klettern oder eben auf dem Eldfell sitzen und mit Ruth Vulkanbrot essen. Dabei kann es passieren, dass es plötzlich nach Gummi riecht. Dann liegen die Füße mit Sicherheit in einer "Herdstelle" und die Restwärme knabbert gerade an den Sohlen der Wanderschuhe. Monika Hippe

Reisetipps

Anreise: Z.B. mit Icelandair von Frankfurt nach Reykjavik, http://www.icelandair.deVon Reykjavik mit dem Flugzeug nach Heimaey (Vestmannaeyjar), http://www.flugfelag.is, oder mit dem Bus nach Þorlakshöfn und mit der Fähre nach Heimaey.

Veranstalter: Eyjamyndir EHF, Ruth Zohlen and Sigurgeir Scheving, Faxastígur 33900 Vestmannaeyjar Tel. (+354) 481-1045, http://tourist.eyjar.is

Unterkunft: Z.B. Gästehaus Hreiðrið, kleine Pension mit 70er Jahre Flair. Doppelzimmer inkl. Frühstück und Küchenbenutzung ab 28,50 € p.P./Nacht, http://tourist.eyjar.is