Warnemünde ist der lebendige Badeort von Rostock: mit langem Strand, noch einigen, wenigen Fischern und einer legendären Geschichte

Es windet und die Sonne zeigt sich kaum. Es ist herbstlich kühl. Doch der Ostseestrand von Warnemünde ist lang genug, um sich warm zu laufen. Drei Kilometer Wellen, Weite, Blaugrau. "Die Bewegung direkt am Meer ist das A und O. Gerade im Herbst", sagt Dr. Regina Schwanitz, die die Klimatherapie des Fünfsternehotels Neptun begleitet. "Das Brandungserosol in Kombination mit einem gemäßigten kühlen Reizklima hat die beste Wirkung auf Atemwege oder Herz-Kreislauf." Regina Schwanitz hat nach der Wende die Thalassotherapie in das 19-stöckige Nobelhotel gebracht. Thalasso ist eine Präventionsbehandlung gegen das Altern mit kaltem oder erwärmtem Meerwasser, mit Meeresluft, Sonne, Algen, Schlick und Sand. Die ideale Anwendungspalette für das Neptun, das schon zu DDR-Zeiten ein Meerwasserbecken hatte.

Das weiß strahlende Neptun, einziges Hochhaus von Warnemünde, ist das touristische Wahrzeichen des Ortes. Ein Platzhirsch. Dort wo die Warnow in die Ostsee mündet, beginnt auch der 50 Meter breite Strand, an dem das Neptun herausragt. Schon zu DDR-Zeiten konnte man hier in westlicher Lebensart schwelgen. Das Neptun war zwar ein Hotel des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB), doch wer hier einen Ferienplatz ergatterte, hatte mitunter nicht nur vorbildlich gearbeitet. Ein Urlaub im Neptun war eine Auszeichnung oder dem Einsatz von Vitamin B geschuldet, heißt es.

Auch Fidel Castro war hier

Das Hotel war Devisenhotel und Renommierschuppen: Hierher kamen die Staatsgäste aus den Bruderländern wie der kubanische Staatschef Fidel Castro, aber auch die ehemaligen Bundeskanzler Willy Brandt, SPD,und Helmut Kohl, CDU, oder Weststars wie Nana Mouskouri oder Roberto Blanco. Ihre Fotos hängen noch heute in der Prominentengalerie über der Tür des Frühstücksraums. Und auch die Stasi soll stets vor Ort gewesen sein.

Heute ist das Hotel ein voll restauriertes Fünfsternehaus. In der Sky-Bar auf der 19. Etage mit traumhaftem Blick aufs Meer tanzen Paare auch heute Foxtrott und Cha-Cha-Cha. Die Broiler-Bar im Erdgeschoss ist legendär. Der DDR-Kultimbiss, wo zu FDGB-Zeiten Massen für gegrillte Hähnchen anstanden, wird auch im neuen Luxushotel angenommen. "Es ist hier vor allem abends immer gerammelt voll", sagt die Kellnerin. Die Gäste am Nebentisch des rustikalen Lokals mit sächsischem Akzent bestätigen das: "Es ist so wie damals."

"Wir haben vier Standbeine", sagt die Rostockerin Christa Harnisch bei der geführten Tour durch die engen Gassen der ehemaligen Fischersiedlung Warnemünde: "Den Tourismus, die Fischerei, Industrie und die Forschung." Aus der Hafenmündung fahren riesige Kreuzfahrtschiffe hupend hinaus aufs offene Meer. Urlauber winken ihnen zu. Gleich gegenüber, am Alten Strom, einem ehemaligen Mündungsarm der Warnow, befindet sich der Fischereihafen. An der Mittelmole kann man immer noch frischen Fisch kaufen, auch wenn nur noch neun Fischer zur See fahren, wie Harnisch weiß: "Das will heute kein Junger mehr machen. Das ist harte Arbeit."

Restaurants, Boutiquen und vor allem die vielen Fischbuden mit leckeren Krabbenbrötchen machen den alten Strom zum touristischen Zentrum von Warnemünde. Am so genannten Teepott - im Design einer schwangeren Auster - beginnt die Seepromenade. Sie wird auf zwei Kilometern zum Planetenwanderweg. Entlang des Lehrpfads stehen astronomische Schautafeln, die beginnend mit der Sonne über alle Planeten unseres Sonnensystems informieren. Wenn man dann abends gut eingepackt auf der Seepromenade wandelt und sich die Sonne wie ein roter Ball ins Meer versenkt, weiß man ganz genau, dass sie nicht untergeht, sondern sich in guter Gesellschaft befindet.

Reisetipps

Mecklenburg-Vorpommern wirbt für sich als Gesundheitsland Nr. 1. In Warnemünde wird Gesundheit über die Heilkraft des Meeres als Thalasso-Therapie im Hotel Neptun angeboten. http://www.hotel-neptun.de

Hotelreservierungen, Informationen und Events zu Warnemünde und Rostock unter www.warnemuende.de