Unermüdlich hält die Bundesregierung an der Rente mit 67 fest. Doch schaffen es ältere Beschäftigte überhaupt, bis zum derzeitigen Renteneintrittsalter von 65 im Berufsleben zu bleiben? Der vierte Monitoring-Bericht des "Netzwerks für eine soziale Rente", an dem neben Sozialverbänden auch der DGB beteiligt ist, verneint diese Frage. Die Vollzeitbeschäftigungsquote liegt bei den 64-Jährigen bei 6,3 Prozent. Mit dazu werden auch Altersteilzeitbeschäftigte in der Freistellungsphase gezählt.

Über 60-Jährige seien stark von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen, müssten häufig mit Abschlägen in Rente gehen, sagt Gerhard Bäcker von der Universität Duisburg-Essen, der den Bericht mit erstellt hat. Dass das Statistische Bundesamt jüngst gemeldet hat, der Anteil der Erwerbstätigen sei bei den 60- bis 64-Jährigen auf 38,7 Prozent gestiegen, wundert Bäcker nicht. Er weist darauf hin, dass das Amt jede Form der Erwerbstätigkeit zähle, und sei es nur eine Stunde pro Woche. Doch selbst wenn man von dieser Zahl ausgehe, schafften es über 60 Prozent in dieser Altersgruppe nicht bis zur Regelaltersgrenze und müssten vorzeitig mit Abschlägen in Rente gehen.

Der zweite Autor des Berichts, Ernst Kistler vom Internationalen Institut für Empirische Sozialökonomie, wies darauf hin, dass bei älteren Beschäftigten atypische Beschäftigung weit verbreitet sei. Und die führe, in Kombination mit den Abschlägen, schon heute häufig zu Altersarmut - ein Trend, der mit der Einführung der Rente mit 67 seiner Meinung nach eher noch zunehmen werde. Die durchschnittliche Nettorente für Neurentner liegt aktuell bei gut 800 Euro, für Neurentnerinnen bei um die 600 Euro. Daher fordert ver.di einen Stopp der Rente mit 67. Die schwarz-gelbe Bundesregierung will aber weiterhin den Beschluss ihrer schwarz-roten Vorgängerregierung umsetzen und von 2012 bis 2029 das Renteneintrittsalter schrittweise erhöhen.

Den von den Arbeitgebern beklagten Fachkräftemangel lässt Gerhard Bäcker übrigens auch nicht als Argument für die Rente mit 67 gelten. Der betreffe höchstens spezialisierte Branchen. "Dieses Problem ist nicht lösbar durch eine generelle Heraufsetzung der Regelaltersgrenze", sagt der Wissenschaftler. hla