von Heike Langenberg

Wie kommen Interessierte zu ver.di, wie kommt ver.di zu Interessierten? In einem Erfahrungsaustausch diskutierten unlängst ehren- und hauptamtliche ver.dianer/innen über verschiedene Aspekte der Werbung neuer Mitglieder. Anschauliches Material lieferten Präsentationen guter Ideen aus verschiedenen Bezirken und Landesbezirken. Der stellvertretende ver.di-Vorsitzende Frank Werneke gab das ehrgeizige Ziel aus, bis 2015 die Zahl der ver.di-Mitglieder auf 2,5 Millionen zu steigern. Immerhin sind seit der ver.di-Gründung vor knapp zehn Jahren schon eine Million neuer Mitglieder in die Gewerkschaft eingetreten.

Auch der ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske machte klar, dass die Gewerkschaften von der Macht der Zahl leben. "Die Zukunft der Gewerkschaften entscheidet sich im Betrieb", sagte Bsirske. Daher müsse die betriebliche Mitgliederarbeit verstärkt werden, die persönliche Erfahrbarkeit von Gewerkschaft müsse erhöht werden.

Dafür wurden Beispiele bei der Konferenz vorgestellt. Etwa Berthold Krell. Im Bezirk Siegen-Olpe kümmert sich der ehemalige Gesamtbetriebsratsvorsitzende der RWE net AG ehrenamtlich um kleinere Betriebe, in denen ver.di bislang schlecht vertreten ist. "Dort können Ehrenamtliche eine Lücke schließen. ver.di wird wahrgenommen, es entstehen Kontakte und das Bild einer Gewerkschaft, die hilft und unterstützt", erzählt Krell von seiner Aufgabe. Ein weiterer Vorteil aus seiner Sicht: "Wir sprechen die Sprache des Betriebes." So könnten Betriebsräte in kleineren Betrieben gegründet werden, die intensive Betreuung übernehmen Ehren-Mitarbeiter/innen wie er.

Unter gewissen Bedingungen

Gewerkschaftssekretärin Monika Bartölke vom ver.di-Bezirk Südthüringen berichtete über ihre Erfahrungen mit der bedingungsgebundenen Gewerkschaftsarbeit. Gemeint ist die Arbeit einer Gewerkschaft, die etwas für ihre Mitglieder erreichen will. Doch das funktioniere nur mit einem hohen Organisationsgrad. Damit lasse sich bei Streiks und anderen Aktionen ein höherer Druck auf den Arbeitgeber aufbauen - im Endeffekt habe man bessere Ergebnisse. Diese Erfahrungen hat sie unter anderem am Krankenhaus Schmalkalden gemacht. Das Ergebnis: ein deutlich gestiegener Organisationsgrad - und Mitglieder, die mit ihrer Gewerkschaft und dem Erreichten zufrieden sind.

Die richtige Ansprache

Der Fachbereich Ver- und Entsorgung in Frankfurt/Main setzt bei seiner Mitgliederinitiative auf die Schulung von Haupt- und Ehrenamtlichen. Sie werden für eine offensive Haltungs- und Gewinnungsarbeit geschult. Dabei geht es um die richtige, individuelle Ansprache. Der Landesbezirk Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen stellte vor, wie er landesbezirksweit seine Rückholarbeit intensiviert hat. Hier fragen Kolleg/innen nach, warum Mitglieder austreten, und versuchen, die hinter den Austritten stehenden Probleme zu lösen.