Am 13. Oktober war es endlich soweit: Manfred Güllner, der Geschäftsführer des Meinungsforschungsinstituts Forsa GmbH Gesellschaft für Datenservice und -organisation, traf sich mit Susanne Stumpenhusen, der ver.di-Landesbezirksleiterin Berlin-Brandenburg, und Achim Meerkamp aus dem ver.di-Bundesvorstand. ver.di fordert, dass die Interviewer/innen, die Privatpersonen im Auftrag von Forsa-Kunden anrufen, mehr Geld, bessere Arbeitsbedingungen und bezahlte Pausen bekommen.

Zuerst gab es harte Auseinandersetzungen. "Doch wir haben uns dann geeinigt, dass es Gespräche über die ver.di-Forderungen geben wird", sagt Susanne Stumpenhusen. Dieses Ergebnis war am 5. November auch Thema vor dem Berliner Arbeitsgericht. Ingrid Kröning, Interview-erin bei Forsa, hatte geklagt. Ihr war gekündigt worden, nachdem sie an einer ver.di-Protestaktion vor dem Unternehmen teilgenommen hatte.

Die Interviewer sind nicht direkt bei Forsa angestellt, sondern als freie Mitarbeiter bei der Firma Monitel GmbH Gesellschaft für Datenservice und -organisation beschäftigt. Ingrid Kröning erhielt acht Euro Stundenlohn, davon musste sie einen Euro wieder an Monitel für die Miete ihres Arbeitsplatzes bei Forsa bezahlen (ver.di-PUBLIK 10/2010).

Ein Angebot vor Gericht

Gleich zu Beginn des Gütetermins vor Gericht bot Monitel-Geschäftsführerin Stephanie Bachnick an, Ingrid Kröning wieder zu beschäftigen oder ihr eine Abfindung zu zahlen. Im Gegenzug solle sie die Klage zurückziehen, in der sie verlangt, den Status der freien Mitarbeiter zu überprüfen. Der Verdacht: Es handele sich um eine illegale Arbeitnehmerüberlassung. Nach dem Gesetz brauchen Firmen, die Beschäftigte an andere Unternehmen ausleihen, dafür eine Genehmigung. Monitel hat die nicht. Nach Angabe von Stephanie Bachnick hat ihre Firma drei Angestellte. In Berlin und Dortmund arbeiten über Monitel jedoch rund 1000 Interviewer/innen für Forsa.

Papier ist geduldig

"Auf dem Papier ist es ein freies Mitarbeiterverhältnis", sagte Mechtild Kuby, die Rechtsanwältin von Ingrid Kröning. "Entscheidend ist aber, wie es gelebt wird." Die Interviewer arbeiten von 17 bis 21 Uhr an fünf Tagen in der Woche. Für ihre Leistung schreiben sie keine Rechnungen, Monitel rechnet ab. Sie erhalten ihre Arbeitsanweisungen von Forsa-Mitarbeitern. Das Angebot von Stephanie Bachnick wollte Ingrid Kröning zunächst nicht annehmen. "Wir warten die Gespräche zwischen Forsa und ver.di ab", sagte Mechtild Kuby. Der Richter entschied, dass es einen Kammertermin geben wird, wenn dieser beantragt wird.

"Mir ist es wichtig, dass die Einkommens- und Arbeitsbedingungen verbessert werden", erklärt Ingrid Kröning. "Und ich habe durch die Aktion bei ver.di aktive junge Menschen kennengelernt, die etwas verbessern wollen." Organisiert wurde die Protestaktion von der Arbeitsgruppe Studierende des ver.di-Landesfachbereichs Bildung, Wissenschaft und Forschung. Die Interviewer sind hauptsächlich Studierende, Rentner, Nebenberufler und Hartz-IV-Aufstocker.

S. Leuckfeld