Von Jenny Mansch

Das FLUT-Projekt in Aktion

Es sind Fragen, die sich eine Organisation wie ver.di immer wieder neu stellen muss: Wie lässt sich die Präsenz vor Ort, in den Betrieben und Personalratsbüros verbessern? Wie kann man die Zusammenarbeit von ehren- und hauptamtlichen Gewerkschaftern im Bezirk effektiver gestalten? Und welche Ausbildung braucht der Nachwuchs, damit die gute Betriebs- und Personalratsarbeit oder die Arbeit der Vertrauensleute weitergeführt werden kann?

Alles eine Frage der Kommunikation, meinte man im Fachbereich Gemeinden des ver.di-Bezirks Bremen/Nordniedersachsen. 2007 skizzierte der Fachbereich zunächst seinen Bedarf: mehr gewerkschaftliche Hoffnungsträger in Bezirk und Fachbereich. Damit begann die Vorbereitung für das FLUT-Projekt durch die Gewerkschaftssekretäre Matthias Hoffmann und Volker Selent. Klar war: Die gesuchten Hoffnungsträger benötigen ein Ausbildungskonzept; sie müssen zielgerichtet für die spätere Tätigkeit als Betriebs- oder Personalrat oder Vertrauensperson ausgebildet, qualifiziert und dann vernetzt werden, damit im Bezirk - und später auch darüber hinaus - die linke Hand weiß, was die rechte tut, und mehr Transparenz entsteht. Anschließend gingen Hoffmann und Selent in zahlreiche Dienststellen und Betriebe und sprachen dort engagierte ver.dianer/innen unter 50 an.

Die Kraft, die wiederkehrt

Eine der Angesprochenen ist die 29-jährige Anja Daumann. Die Verwaltungsfachwirtin in Diepholz brachte bereits eine Menge Erfahrung mit, unter anderem als Jugendvertreterin und Mitglied der Bundestarifkommission für die Jugend Niedersachsen/Bremen. Zusammen mit 18 weiteren ver.dianer/innen überlegten sich die "Fluties", wie sie sich gleich nannten, bei den ersten Treffen, worin sie eigentlich geschult werden möchten. "Es war wichtig", erzählt Anja, "dass die Leute von der Basis das Konzept mit entwickeln, damit es Erfolg hat. Jeder hat ja einen anderen Bedarf." Das Ergebnis war zum einen die Stärkung der sozialen Kompetenz durch Konfliktmanagement, Beratungs- und Problemlösungstechniken und Kommunikationsstrategien. Und es ging um die Bildung von Netzwerken. Die Ausbildung lief über zwei Jahre, aufgeteilt in viermal drei Tage und sechs eintägige Vernetzungstreffen. Ziel: Eine dauerhafte, immer wiederkehrende Kraft sollte entstehen - eben eine FLUT.

Das Ergebnis des Projekts: Alle 19 ausgebildeten Teilnehmer/innen haben neben der Personalratsarbeit inzwischen ein weiteres Amt übernommen, so sind manche Vertrauensleute in ihrem Betrieb oder in Bezirksgremien aktiv. Die Fluties haben Betriebsgruppen aufgebaut, weiterentwickelt und reaktiviert. "Es wäre schön", sagt Daumann, "wenn das Projekt künftig über die Bezirksgrenzen hinaus verbreitet würde." Anfragen mehrerer interessierter ver.di-Bezirke und -Fachbereiche gibt es bereits.

Das Preisgeld, über das sich alle Beteiligten freuen, wird zum einen in das Projekt investiert, zum anderen in seine Verbreitung und die Kommunikation, damit andere Fachbereiche und alle Ehrenamtlichen davon profitieren können. Denn FLUT, sagt Anja Daumann, ist inzwischen zu einer Kraft geworden, die immer wiederkehrt.