Unten abbauen, und dafür oben aufstocken: Die Pläne des Reisekonzerns TUI zum Abbau von fast 600 Arbeitsplätzen am Standort Hannover bei gleichzeitiger Verstärkung der Managementebene wird von ver.di scharf kritisiert. "Es muss Schluss damit sein, dass die zahlreichen Umstrukturierungen des Unternehmens immer wieder zu Lasten der Beschäftigten gehen", sagt die stellvertretende Landesleiterin Sonja Brüggemeier.

Zwar hätten die Arbeitnehmervertreter im TUI-Aufsichtsrat prinzipiell die Entscheidung mitgetragen, das Unternehmen am Tourismusmarkt besser zu platzieren. Auch sei in der Vergangenheit der Abbau von 400 Arbeitsplätzen bei TUI Deutschland sozialverträglich geregelt worden. Aber wenn jetzt beispielsweise bei der kleineren TUI Vertriebs- und Servicetochter TVS weitere 150 Stellen wegfallen sollten, immerhin ein Drittel der Gesamtbelegschaft, dann sei allein das "ein nicht verkraftbarer Kahlschlag", so Brüggemeier. Und der beabsichtigte Umzug der IT-Tochter TUI Interactive nach Berlin sei "ein herber Verlust für den Standort Hannover".

Bis Ende 2012 soll mindestens jeder fünfte der noch 2100 TUI-Deutschland-Beschäftigten das Unternehmen verlassen. Die ersten "Trennungsgespräche" sind bereits geführt worden. TUI-Deutschland-Chef Volker Böttcher hatte den harten Kurs der Umorganisation bei einer Betriebsversammlung so begründet: "Einerseits zwingt uns ein sich rasant wandelnder Markt zu Veränderungen, andererseits verfolgen wir trotz zuletzt steigender Umsätze und Renditen durchaus höhere Ansprüche." Wenn man jetzt auf herbe Einschnitte verzichte, könne das Unternehmen mittelfristig in Schieflage geraten.

Völlig falsches Signal

ver.di-Vize Sonja Brüggemeier kritisiert, dass erneut eine folgenreiche Entscheidung der britischen Konzernmutter TUI Travel in London vorbei an der in Deutschland bestehenden Mitbestimmung getroffen worden sei. "Im Mittelpunkt stehen dabei reine Renditevorgaben, nicht jedoch die Beschäftigten", so Brüggemeier. Immerhin erwarten die Briten von Marktführer TUI Deutschland eine Rendite von drei Prozent - aktuell liegt die Marge im Schnitt bei zwei Prozent.

Ein "völlig falsches Signal" ist es aus Sicht von ver.di, parallel zu Personalabbau, Auslaufen von befristeten Arbeitsverträgen und der Beendigung von Leiharbeit, die Managementebene des Unternehmens um zwei Geschäftsführer zu erweitern. "Inakzeptabel" nennt das ver.di-Bundesvorstandsmitglied Petra Gerstenkorn. Auch der Betriebsrat von TUI Deutschland kritisiert den "harten Personalabbau". Ausgehandelt wurde für die verbleibenden 1700 Mitarbeiter eine Beschäftigungsgarantie bis mindestens Ende 2014. Gekündigte Mitarbeiter/innen können in eine Transfergesellschaft wechseln und erhalten dort für ein Jahr 80 Prozent ihres letzten Nettoeinkommens.