Manchmal bewirken gerade dreiste Spaltversuche der Chefs neue Solidarität, so beim C. H. Beck Verlag, Druckerei Nördlingen. Die Beschäftigten planten vor Weihnachten einen Aktionstag gegen Tarifflucht vor der Münchner Dienstvilla des Verlegers. Prompt warnte die Geschäftsleitung: Das sei ein billiger Trick von ver.di, eine Art Kaffeefahrt, auf der die Gewerkschaft Mitglieder werben wolle. Schluss, hieß es da auf dem Belegschafts-Blog. Lieber diese "Kaffeefahrt, als dass wir mit uns Schlitten fahren lassen!" 150 Beschäftigte beteiligten sich an der Aktion. Ihre Botschaften: Erpresste Zusatzverträge müssen weg, Tarifvertrag Druck und Altersteilzeit für alle.

Zur Vorgeschichte: Im April 2011 wechselte Buchverleger Hans Dieter Beck in die Arbeitgeberverbands-Mitgliedschaft ohne Tarifbindung und zwang einem Großteil der Beschäftigten miese Einzelverträge auf. Der Zusammenhalt der Belegschaft bröckelte, der Spaltpilz gedieh in Satz, Druckerei und Binderei. Zwar fanden Info- und Unterschriftenaktionen statt, um den Verleger zu Tarifverhandlungen zu bewegen, doch erst im Dezember 2012 war mit der "Kaffeefahrt" der Bann gebrochen. "Das war ein Zeichen für Zusammenhalt und Solidarität", so die Beteiligten. Doch Beck drohte, weitere Aktionen hätten Massenentlassungen zur Folge. Peinlich endete für den Verleger von Rechtsliteratur ein Verfahren vor dem Arbeitsgericht: Das Gericht gab drei Klagen gegen die erpressten Zusatzverträge statt. Bis zum Stichtag hatten weniger als 70 Prozent der Belegschaft unterschrieben, das Unternehmen verpasste so die selbstgewählte Quote. Also entschieden die Richter: Die Verträge sind unwirksam.

ver.di empfahl Mitgliedern, die den Zusatzvertrag unterschrieben hatten, die im Vergleich zum Tariflohn vorenthaltenen Leistungen geltend zu machen. Mehr als 30 Klagen sind es, obwohl Beck allen bessere Einzelverträge anbot, die auf das Klagerecht verzichten. So nicht, sagte die ver.di-Mitgliederversammlung Ende Januar und bildete eine Tarifkommission. Beck zeigt nun Verhandlungsbereitschaft. "Sollten nicht bald Verhandlungen beginnen, kommen die geplanten Warnstreiks", so ver.di-Sekretär Rudi Kleiber. H. Ballauf

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