Riestern kann sich lohnen Vor Abschluss eines Riester-Vertrages ist eine unabhängige Beratung angeraten

Wieder einmal, diesmal in Zypern, sind Banken vor der Pleite bewahrt worden, und wieder einmal auf Kosten breiter Bevölkerungskreise. Erneut sind damit die Zukunftssorgen und die Verunsicherung von Millionen Menschen gewachsen. Was tun bei sinkendem Niveau der gesetzlichen Rente in Deutschland? Wer für eine zusätzliche private Altersvorsorge sparen will und kann, für den ist - allen Unkenrufen zum Trotz - ein Riester-Vertrag nach wie vor die erste Wahl. Riestern lohnt sich für alle, die eine gesetzliche Rente über der Grundsicherung zu erwarten haben.

Selbst wenn die offizielle Rendite eines Vertrags gleich null wäre, gibt es keine seriöse Geldanlage, die am Ende eine so hohe Auszahlung garantiert wie ein Riester-Vertrag. Das liegt an den erheblichen staatlichen Zulagen beziehungsweise Steuererstattungen, auf die Riester-Sparer/innen Anspruch haben, in Kombination mit der gesetzlichen Vorschrift, dass am Ende das Eingezahlte samt Zulagen beziehungsweise der Steuererstattung als Altersvorsorgevermögen zur Verfügung stehen muss.

Zum Beispiel: die vierköpfige Familie ...

Pia (35) und Erik (37) Bergmann haben zwei kleine Kinder, Emil (2) und Amelie (3). Pia ist Abteilungsleiterin in einem großen Supermarkt mit einem sozialversicherungspflichtigen Jahreseinkommen von 26.000 Euro, verdient also brutto rund 2150 Euro im Monat. Erik hat seinen Job als Busfahrer verloren und muss sich in Teilzeit als Leiharbeiter verdingen, für 1150 Euro monatlich, also für gerade mal 14.000 Euro im Jahr. Pia und Erik wollen trotz dieser knappen Einkommensverhältnisse gemeinsam privat für ihr Alter vorsorgen. Um alle staatlichen Zulagen für sich und die Kinder auszuschöpfen, schließen sie beide Riester-Verträge ab. Pia muss monatlich 24 Euro einzahlen, Erik 33 Euro, zusammen also 57 Euro. Selbst wenn sie mit ihrem Riester-Vertrag überhaupt keine Rendite erzielen, was nicht ausgeschlossen, aber doch sehr unwahrscheinlich ist, erreichen sie nach 25 Jahren auf diese Weise ein Sparvermögen von mindestens 40.000 Euro, das für einen Auszahlungsplan oder eine private Rente zur Verfügung steht. Davon haben die Bergmanns dann 17.200 Euro (43 Prozent) selbst aufgebracht, 22.800 Euro hat der Staat zugeschossen.

Wenn die Familie mit einer anderen Geldanlage - also ohne Riester - in 25 Jahren eine solche Summe ansparen wollte, müsste sie bei einer monatlichen Sparrate von 57 Euro jedes Jahr eine Rendite von mindestens sechs Prozent erzielen. Das ist zwar nicht vollkommen unmöglich, aber doch kaum anzunehmen und jedenfalls nur bei einer sehr riskanten Anlageform denkbar.

Wenn ihr Riester-Vertrag durchschnittlich realistische zwei Prozent Rendite abwirft, haben die Bergmanns nach 25 Jahren ein Vermögen von 52.300 Euro für ihre Altersvorsorge.

... oder der Single

Sven Weller (36) verdient als IT-Spezialist gut. Der kinderlose Single kommt monatlich auf brutto 4150 Euro, erzielt - inklusive 13. Monatsgehalt - im Jahr also ein sozialversicherungspflichtiges Einkommen von 54.000 Euro. Er muss - die Steuerersparnis schon abgezogen - monatlich 100 Euro auf sein Riester-Konto einzahlen, um ohne Rendite nach 25 Jahren auf ein Altersvorsorgevermögen von mindestens 52.500 Euro zu kommen: 30.000 Euro (57 Prozent) davon hat Sven Weller dann selbst angespart; 22.500 Euro, also 43 Prozent, sind vom Staat in Gestalt von Steuererstattungen hinzugekommen.

Um mit einer anderen Anlageform und einer monatlichen Einzahlung von 100 Euro in 25 Jahren 52.500 Euro anzusparen, müsste der IT-Mann eine durchschnittliche Rendite von gut vier Prozent erzielen. Auch das wäre in zinsschwachen Zeiten wie den gegenwärtigen nicht einfach und ebenfalls mit Risiken behaftet. Auf seinem Riester-Konto hat Sven Weller bei zwei Prozent durchschnittlicher Rendite nach 25 Jahren immerhin 68.600 Euro.

Das bedeutet jedoch nicht, dass es gleichgültig ist, welche Art Riester-Vertrag man abschließt. Es gibt für jeden gute und schlechtere Varianten. Notwendig bleibt eine umfassende Information und Beratung - wenn möglich durch unabhängige Fachleute, z. B. in den Verbraucherzentralen oder bei der gesetzlichen Rentenversicherung.