Ausgabe 04/2013
Kurznachrichten
Tarifverträge aus Gefälligkeit
Urteil | Das Bundesarbeitsgericht hat Mitte Juni entschieden, dass die christliche Gewerkschaft Medsonet zu keinem Zeitpunkt tariffähig war. Ihr fehle es an sozialer Mächtigkeit. „Es ist erfreulich, dass das BAG bei seiner konsequenten Haltung gegenüber Scheingewerkschaften geblieben ist“, kommentierte die stellvertretende ver.di-Vorsitzende Andrea Kocsis die Entscheidung des Gerichts. Medsonet habe nur Gefälligkeitstarifverträge abgeschlossen, die einseitig den Interessen der Arbeitgeber entgegenkamen. Az 1 ABR 33/12
Hochwertige Weiterbildungen für Ältere gefordert
Vermittlung | Immer mehr Menschen über 60 sind vor der Rente arbeitslos. Das liegt daran, dass die Frühverrentung und Altersteilzeit als Mittel zum vorzeitigen Ausstieg aus dem Berufsleben abgeschafft bzw. eingeschränkt wurden. „Sie müssen nicht nur der Vermittlung zur Verfügung stehen, sondern sollen auch eine Vermittlung erwarten können“, sagt Martin Brusig vom Institut für Arbeit und Qualifikation der Uni Duisburg-Essen. Von 2006 bis 2011 habe sich der Anteil bei den Förderungen der Älteren ab 55 zwar mehr als verdoppelt. Aber bei den über 60-Jährigen hat der Wissenschaftler einen Rückstand festgestellt. Brusig forderte mehr Vermittlung in dauerhafte sozialversicherungspflichtige Beschäftigung und hochwertige Weiterbildungen für Ältere.
Großer Anteil an Beschäftigten arbeitet für einen Niedriglohn
Studie | Der deutsche Niedriglohnsektor ist einer der größten innerhalb der EU. Das zeigt eine Analyse des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung. 22,2 Prozent der Beschäftigten in Deutschland mussten 2010 mit einem Niedriglohn auskommen. Nur in den drei baltischen Staaten, Rumänien, Zypern und Polen ist der Niedriglohnsektor größer. Helfen könnten in Deutschland ein allgemeiner, gesetzlicher Mindestlohn und eine Stabilisierung des Tarifsystems, so WSI-Experte Thorsten Schulten.
Frühzeitig in Rente
Rente mit 67 | Die Rente mit 67 ist nicht nur für Menschen, die in körperlich anstrengenden Berufen arbeiten, ein Problem. Auch höher qualifizierte Beschäftigte stehen ihr skeptisch gegenüber. Ursache dafür sei, dass die Leistungsanforderungen unabhängig vom Lebensalter hoch bleiben. Das haben Michael Behr, Abteilungsleiter im Thüringer Wirtschaftsministerium, und Anja Hänel von der Uni Jena festgestellt. In einem Aufsatz in den WSI-Mitteilungen des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung schreiben sie, dass rund 60 Prozent der Befragten planen, vor dem Erreichen des gesetzlichen Rentenalters in den Ruhestand zu gehen.