Ausgabe 05/2013
Milliardendeal schreckt Medienbranche
Der Springer-Verlag hat Ende Juli verkündet, dass er einen großen Teil seiner Printmedien an die Funke-Gruppe (bis vor kurzem: WAZ) verkauft. Bis dahin war kein Laut nach außen gedrungen. Auch die Betriebsräte fielen aus allen Wolken. Erst einen Tag zuvor hatten sie erfahren, dass Bild Berlin und B.Z. zusammengelegt werden; 50 Stellen könnten damit wegfallen.
Springer verfolge mit dem neuen Geschäft seine "stringente Digitalisierungsstrategie mit dem Ziel, das führende digitale Medienunternehmen" zu werden, hieß es aus dem einflussreichen Medienverlag. Die Funke-Mediengruppe befinde sich auf dem Weg "zu einem führenden nationalen Medienhaus", so der Essener Konzern.
920 Millionen Euro müssen für die fünf Programm- und zwei Frauenzeitschriften, die Anzeigenblätter in Berlin und Hamburg und die Regionalzeitungen Berliner Morgenpost und Hamburger Abendblatt gezahlt werden. Mit dabei: die Hörzu aus dem Jahr 1946. Das Print-Paket trug mit 94,8 Millionen Euro noch im vorigen Jahr zum operativen Gewinn des Springer-Konzerns bei, der jetzt sein mediales Kerngeschäft massiv dezimiert. Bleiberecht erhalten - "auch sehr langfristig" - die Bild- und die Welt-Gruppe, in die "journalistisch investiert" werden solle. Über Zulieferungen überregionaler Teile in Richtung Funke-Regionalblätter wird offenbar nachgedacht. Auch bei Vermarktung und Vertrieb wolle man enger zusammenrücken. Bei der bereits mit hohen Krediten belasteten Funke-Gruppe erstaunt die Zahlungsfähigkeit. Über 260 Millionen Euro gewährt Springer als langfristiges Darlehen. Spiegel-Berichten zufolge kommt weiterer "Geldsegen" von der italienischen Großbank UniKredit, deren Verwaltungsratsvorsitzender Giuseppe Vita auch Aufsichtsratsvorsitzender der Springer AG ist. Auf jeden Fall hat die Funke-Gruppe, die nun hinter Bauer Zweitgrößte auf dem Programmzeitschriften-Markt wird, offenbar lange für ihren Einkauf gespart. So hat sie zum Beispiel 120 Redakteur/ innen der Westfälischen Rundschau entlassen. Karin Wenk