Ausgabe 07/2013
Die Mittlerin
Schön an meinem Beruf ist es, dass ich eine Mittlerinnenrolle zwischen Schülern und Lehrern oder Schülern und Behörden einnehmen kann. Jugendliche, die zu mir kommen, haben die unterschiedlichsten Anliegen: Liebeskummer, ein Konflikt mit einem Mitschüler oder Probleme wie Schulschwänzen. Klar, ich kann nicht jeden "retten". Oft spielen wir Feuerwehr: Wir versuchen, das Schlimmste zu verhindern, so dass oft andere Institutionen wie das Jugendamt mit ins Boot geholt werden. Wichtig sind für uns Schulsozialarbeiter gute Kontakte - nicht nur zum Jugendamt, sondern auch zur Arbeitsagentur, zu Beratungsstellen und Lehrern. Glücklicherweise funktioniert das in meinem Aktionsfeld sehr gut.
Ich bin seit zwei Jahren in der Schulsozialarbeit in Herne. Meine Stelle wird aus Mitteln des Bildungs- und Teilhabepakets finanziert. Leider besteht darin das Problem: Zum Jahresende läuft die Finanzierung aus; bei uns sollen 5,5 von 21,5 Stellen abgebaut werden, so dass weniger Beschäftigte noch mehr leisten müssen. Abgesehen davon ist es falsch, in einem so sensiblen Bereich das Personal hin- und herzuschieben. Schließlich basiert unsere Arbeit auf Vertrauen, das entsteht erst in einem längeren Prozess. Wenn man Jugendlichen nach ein, zwei Jahren ihre Bezugspersonen wieder wegnimmt, darf man sich nicht über wachsende Konflikte wundern.
Beraten im Konflikt
Mit Unterstützung von ver.di und gemeinsam mit Kolleg/innen aus Bochum haben wir uns Mitte September bei der Arbeitsagentur als Arbeitsuchende gemeldet, schließlich laufen unsere Verträge zum 31. Dezember aus. Natürlich hoffe ich, dass es weitergeht. Bisher habe ich immer wieder einen neuen Vertrag erhalten, nur noch nie einen unbefristeten. Das kann zermürben, aber ich habe inzwischen gelernt, mit dieser Unsicherheit umzugehen. Der Zwei-Jahres-Vertrag, mit dem ich zurzeit an einer Förderschule und im Rahmen des "Kompetenzzentrums sonderpädagogische Förderung" an zwei Grundschulen in Herne arbeite, ist das längste Arbeitsverhältnis, das ich in den zurückliegenden Jahren hatte. Schulsozialarbeit lässt sich aber nicht in solche Zeittakte quetschen. Am besten wäre es, Schüler über ihre gesamte Schulzeit zu betreuen, dann könnten stabile Beziehungen entstehen. In Herne wird unsere Arbeit geschätzt, aber die Kommune hat kein Geld für die dauerhafte Finanzierung der Stellen. Der Stadtrat hat sich an den Petitionsausschuss des Bundestages gewandt, um die weitere Kostenübernahme für die Schulsozialarbeiter nach dem Bildungs- und Teilhabepaket zu erreichen.
Ich bin Erzieherin und Diplom-Sozialpädagogin und habe anfangs in Kindergärten gearbeitet. Seit elf Jahren bin ich bei einem Träger in verschiedenen Bereichen beschäftigt. Die Schulsozialarbeit ist vielseitig. Wir beraten nicht nur in Konflikten, sondern konzipieren und veranstalten auch Projekte - ein Eltern- und ein Mädchencafé, ein Trommel- oder ein Therapie-Begleithunde-Projekt.
Protokoll: Gudrun Giese