So kann es aussehen, wenn Köpfe rollen - Protestaktion von Weltbild-Beschäftigten in Augsburg

Dass die Diözese ihre Finanzzusagen zurückzog, brachte alles ins Rutschen: Am 10. Januar musste die Geschäftsführung der Verlagsgruppe Weltbild beim Amtsgericht Augsburg einen Insolvenzantrag stellen. Die Beschäftigten, die Betriebsräte und ver.di informierten sofort die Öffentlichkeit und übten Druck auf die Bischöfe aus. Die daraufhin auf der deutschen Bischofskonferenz gegebene Zusage, nun doch bis zu 65 Millionen Euro im Interesse der Mitarbeiter/innen aufzubringen, hat erst einmal für ein Aufatmen bei den Betroffenen gesorgt.

Zuerst platzt die Zusage

Die finanziellen Engpässe kamen nicht plötzlich. Schon seit Wochen hatte der Betriebsrat Gespräche mit der Geschäftsführung gefordert, um ein von den Unternehmensberatungen KPMG und Andersch erarbeitetes Sanierungskonzept umzusetzen. Auch ver.di hatte der Geschäftsführung Verhandlungen angeboten und wollte einen Sanierungstarifvertrag zum Schutz der Beschäftigten durchsetzen.

Auf einer Betriebsversammlung am 15. Januar zeigten sich die Mitarbeiter/innen noch überzeugt, Weltbild wieder auf Erfolgskurs bringen zu können. Im Anschluss sagte der Sprecher der ver.di-Betriebsgruppe, Timm Boßmann, man habe mit dem e-Book-Reader Tolino doch erst jüngst Erfolgsgeschichte geschrieben. Das Lesegerät liege im Verkauf gleichauf mit dem Kindle von Amazon, das habe weltweit kein anderer Buchhändler geschafft.

Umso größer war der Schock für die Beschäftigten, als die Finanzierungszusagen der Eigentümer platzten. Die Begründung war dünn - die Bischöfe fühlten sich nicht ausreichend informiert. Thomas Gürlebeck, bei ver.di in Augsburg für den Handel zuständig, forderte in dieser Situation Respekt für die Mitarbeiter/innen. Er mahnte, es seien schließlich dieselben, die in den letzten drei Jahren alles für die Zukunftssicherung ihrer Arbeitsplätze gegeben hätten. "Diese Menschen verstehen nicht, warum ihnen die katholischen Eigentümer auf der Zielgerade ein Bein stellen."

Die Betroffenen reagierten mit einem offenen Brief: "Sehr geehrte Herren Bischöfe, wir, die Beschäftigten der Verlagsgruppe Weltbild, wurden am Freitag, dem 10. Januar 2014, von der Nachricht überrascht, dass Sie sich - entgegen den Beschlüssen unseres Aufsichtsrates und der finanzierenden Kernbanken - entschlossen haben, die Refinanzierung der Verlagsgruppe scheitern zu lassen. Damit haben Sie Weltbild bewusst in die Insolvenz getrieben. Vielleicht können Sie sich ja trotz eigener Ehe- und Kinderlosigkeit vorstellen, was Sie mit diesem Beschluss den 2 000 Kolleg/innen am Standort Augsburg angetan haben. Sie entziehen mit einem Federstrich mehreren Tausend Menschen die wirtschaftliche Existenzgrundlage - und das ohne betriebswirtschaftliche Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit."

Dann lenken die Bischöfe ein

Auf der Vollversammlung des Verbandes der Diözesen Deutschlands in Würzburg-Himmelspforten am 28. Januar lenkten die Bischöfe dann ein. Der nötige Druck war durch Fürbitten-Briefe der Beschäftigten und die öffentliche Aufmerksamkeit mit Unterstützung von ver.di entstanden. Jetzt geht es an die Klärung, wer wie viel an wen zahlen soll. Finanzzusagen über die Hälfte der Summe gibt es bisher nur vom Erzbistum München und Freising und vom Bistum Augsburg. Zudem zeigten Anfang Februar mehrere Investoren Interesse.

Marion Lühring