Saskia Kämpfner

Mit bereits über 110 Streiktagen haben die Beschäftigten des Kunden-Service-Centers (KSC) der Mediengruppe Madsack in Hannover schon ver.di-Geschichte geschrieben. Durch Aktionen, Mahnwachen und Unterschriftensammlungen sorgten sie für große Aufmerksamkeit und Sympathie in der Öffentlichkeit; aufgrund ihrer flexiblen Streiktaktik kehrten sie aber immer wieder an ihre Arbeitsplätze zurück. Am 100. Streiktag sind die "KSC-ler" nach Hamburg gefahren, um die SPD-Medienholding Deutsche Druck- und Verlagsgesellschaft (ddvg) an ihre soziale Verantwortung zu erinnern. Die SPD ist über die ddvg mit 23,1 Prozent größter Einzelgesellschafter bei Madsack.

Die Frau, die sich ganz vorne engagiert, heißt Saskia Kämpfner. Die 38-Jährige wurde gerade wieder in den Betriebsrat gewählt und als Vorsitzende erneut bestätigt. Seit sechs Jahren arbeitet sie im KSC, seit vier Jahren in Festanstellung. "Ich bin erst seit drei Jahren ver.di-Mitglied. Aber die Verhältnisse hier haben mich dazu motiviert", berichtet sie. Viele ihrer Kolleg/innen seien ihrem Beispiel gefolgt. "Das ist wichtig, damit wir kampfbereit sind." Denn ohne ver.di sei der Widerstand gegen den Medienriesen Madsack nicht möglich. Saskia Kämpfner kommt aus einer Familie mit Gewerkschaftstradition: Schon ihre Großmutter hat bei der IG Chemie-Papier-Keramik gearbeitet.

Nur eine Handvoll in Vollzeit

Mit Aktionen und Nadelstichen wollen die KSC-Beschäftigten weitermachen, bis die Geschäftsleitung die Verhandlungen über einen Haustarifvertrag wieder aufnimmt. Denn seit 13 Jahren, dem Gründungsjahr des KSC, wurden die Gehälter bei der Madsack-Tochter nicht angehoben. Kämpfner: "Nur mit Hilfe von ver.di haben wir für wenige langjährig Beschäftigte - ich gehöre auch dazu - einen Euro Stundenlohn mehr erkämpft."

Von den derzeit 110 Angestellten haben nur eine Handvoll Vollzeitverträge. Alle anderen arbeiten maximal 30 Stunden pro Woche. "Nur einige wenige bekommen Zulagen", berichtet Kämpfner. Gearbeitet wird im Wechsel in Früh- und Spätschicht. Jeder zweite Samstag ist ebenfalls ein Arbeitstag. Die Arbeitszeiten liegen zwischen 6 und 20 Uhr. "Am Monatsende bleiben mir 940 Euro netto. Wenn ich keinen Partner hätte, der ebenfalls verdient, wäre es ganz schön eng", sagt die Gewerkschafterin.

Die Arbeit für die Madsack-Zeitungen in Niedersachsen und Hessen werde immer dichter: Neben dem Abo-Service gehören auch Produktbestellungen und Angebote aus dem Media-Store zu den Serviceleistungen. Arbeitsbelastung und stagnierendes Gehalt führten zu hoher Fluktuation. "Auch unsere Arbeit muss sich lohnen", fordert Kämpfner.

Aktiv in ver.di