Ausgabe 05/2014
Ein Beförderungsdesaster für tausende Beamte
Als die Deutsche Bundespost 1995 privatisiert wurde, wechselten auch die damaligen Post-Beamt/innen zu den Nachfolgeunternehmen. Noch heute arbeiten bei der Deutschen Telekom rund 40.000 Beamt/innen. Sie sind Beamte des Bundes, aber bei einem privaten Unternehmen tätig. Nach dem Beamtenrecht muss ihre Leistung von ihrem Arbeitgeber beurteilt werden, nur so haben sie die Chance, in eine höhere Besoldungsgruppe befördert zu werden.
Bis zum 31. Juli müssten jetzt alle Beamt/innen beurteilt werden, um bis zum Jahresende alle 8228 Stellen, die für Beförderungen vorgesehen sind, auch wirklich besetzen zu können.
Doch Mitte Juni musste die Deutsche Telekom einräumen, dass der Termin 31. Juli nicht eingehalten wird, die Beurteilungen werden teilweise bis dahin nicht fertig. Auf eine Beurteilung - und damit auch auf die anstehende Beförderung - können zurzeit nach Angaben der Telekom nur die Beamt/innen der Besoldungsgruppen A5 bis A7 und A9 hoffen. Die zahlenmäßig größte Gruppe, die Beamt/innen der Besoldungsgruppe A8, sowie der gehobene und höhere Dienst müssen warten. "Die Ursache ist hausgemacht", stellt Andreas Franke fest, der im ver.di-Fachbereich Telekommunikation/Informationstechnologie für Beamtenpolitik zuständig ist.
ver.di fordert Ausgleich
Er sagt: "Für die Bearbeitung wurden zu wenig Beschäftigte eingesetzt, sie sollten unrealistische Fallzahlen schaffen, mussten mit schlampig geführtem Datenmaterial arbeiten und wochenlang auf die notwendige Software warten." ver.di und der Konzernbetriebsrat reagierten. "Wir fordern einen materiellen Ausgleich für alle betroffenen Beamt/innen", sagt Franke. Außerdem müsse die Deutsche Telekom endlich ihre Sparpolitik im Personalbereich aufgeben, da hier erneut die negativen Folgen für die Beschäftigten sichtbar würden. Dabei hatten Gerichtsurteile die Telekom erst im vorigen Jahr zu einer beamtenrechtlich sauberen Beurteilungspraxis gezwungen. Die Beamt/innen der Telekom sind in den letzten drei Jahren gar nicht beurteilt und damit auch nicht befördert worden.
Christine Gahsmann