Arbeitsbeginn, Arbeitsende und Pausen sind fast immer nur dann Thema, wenn Arbeitnehmer/innen sich flexibel an die Belange des Betriebes anpassen sollen. Umgekehrt haben sie meist keine Möglichkeit, Einfluss darauf zu nehmen. Hinzu kommen regelmäßige Überstunden. Das wird für viele zum Stressfaktor, gibt es doch im Leben Situationen, in denen das Abstimmen der Arbeitszeiten mit den eigenen Lebensbedürfnissen wichtig ist. Beispielsweise bei Erziehungszeiten, Weiterbildungsphasen oder wenn es Pflegefälle in der Familie gibt.

Die Ergebnisse aus der Erhebung 2014 des DGB-Index Gute Arbeit zeigen eine Arbeitswelt, in der es wenig flexibel für die Beschäftigten zugeht. Zwei von drei Arbeitnehmern/innen in Deutschland müssen länger arbeiten, als im Arbeitsvertrag vereinbart ist. Jeder Dritte leistet bis zu fünf Überstunden, jeder Vierte liegt darüber und einer von zehn kommt auf mehr als zehn Überstunden pro Woche. Die meisten Überstunden leisten Beschäftigte in den Bereichen Ver- und Entsorgung (75 Prozent) sowie Information und Kommunikation (70 Prozent).

Die langen Arbeitszeiten entsprechen in der Regel nicht dem Bedürfnis und Wunsch der Beschäftigten. Zwei Drittel der Vollzeitbeschäftigten, 67 Prozent, würden ihre Arbeitszeit lieber reduzieren. Das ist nicht verwunderlich, denn jeder Zweite leistet die Mehrarbeit unbezahlt, 24 Prozent tun dies sehr häufig oder oft, weitere 26 Prozent selten. Hinzu kommt, dass jeder Zweite urteilt, dass sein Einkommen seinen Leistungen nicht gerecht wird.

Kaum Einfluss auf die Zeit

Kurzfristig einen Tag frei nehmen, das können am wenigsten die Beschäftigten in Erziehungsberufen, im Gastgewerbe, im Sozial- und im Gesundheitswesen. In diesen Branchen können Beschäftigte auch am wenigsten Einfluss auf Beginn und Lage der Arbeitszeit nehmen, auf den Tausch von Schichten oder gar auf das vorübergehende Kürzen der Arbeitszeit. Wesentlich besser können Beschäftigte in Informations- und Kommunikationsberufen Einfluss auf ihre Arbeitszeiten nehmen, obwohl sie zu denen gehören, die die meisten Überstunden leisten. Hier können 82 Prozent kurzfristig einen freien Tag einschieben, ihre Pausenzeiten frei wählen (89 Prozent) und meist auch von zu Hause arbeiten (47 Prozent).

Für Beschäftigte, die auf keinen der Aspekte Einfluss nehmen können, wird ein Indexwert von 51 Punkten ermittelt, der nur knapp über schlechter Arbeit liegt. Besteht hingegen die Möglichkeit, alle Aspekte mitzubestimmen, erreicht der Indexwert mit 70 Punkten sogar das obere Mittelfeld. In diesem Fall fühlen sich die Beschäftigten auch weniger gehetzt, sie empfinden mehr Wertschätzung am Arbeitsplatz.

Marion Lühring