Aus kontrolliertem Raubbau - Die Journalistin Kathrin Hartmann hat sich in asiatische Plantagen und Fabriken hineingeschlichen und recherchiert, wie es den Menschen ergeht, die Shrimps und Palmöl für den europäischen Markt erwirtschaften. Der Mindestlohn in der Garnelenzucht von Bangladesch beträgt 26 Euro im Monat. Die Arbeiter tragen trotz hoher Giftbelastungen keine Schutz- kleidung, und wenn sie Überstunden machen, werden sie häufig übers Ohr gehauen. Viele Bauern haben ihre Lebensgrundlage verloren: Das Land gehört heute Großkonzernen - und wo nicht, ist es durch Pestizide und Salz so stark verseucht, dass sie keine Lebensmittel mehr für sich selbst anbauen können.

Das alles soll uns Konsumenten natürlich nicht den Appetit verderben. Deshalb haben Firmen und Politiker in den vergangenen Jahren wohlklingende Label, runde Tische und Weltrettungspreise entwickelt, die angeblich für eine nachhaltige Produktion sorgen. Auch in diesen Kreisen hat sich die Autorin bewegt - und das macht ihr faktenreiches und wütendes Buch so spannend. Überzeugend kontert sie das Argument, dass wir den Menschen in anderen Weltregionen die Segnungen unseres Wirtschaftssystems nicht vorenthalten dürfen: "Mit unserem westlichen Wachstums- und Wohlstandsmodell schreiben wir ihnen exakt vor, wie sie zu leben haben, weil sie nämlich die Folgen unseres Handelns ausbaden müssen."

Annette Jensen

Kathrin Hartmann: Aus kontrolliertem Raubbau. Wie Politik und Wirtschaft das Klima anheizen, Natur vernichten und Armut produzieren, Karl-Blessing-Verlag, München, 448 Seiten, 18,99 €, ISBN 978-3896675323