Folgen von Armut sind vor allem in den Städten vermehrt sichtbar

Von Heike Langenberg

Die Armut in Deutschland ist auf einem neuen Höchststand. Das ist das erschreckende Ergebnis des Armutsberichts, den der Paritätische Wohlfahrtsverband Anfang März vorgelegt hat. 15,7 Prozent der in Deutschland lebenden Menschen gelten als arm. Im Zehn-Jahres-Vergleich fällt auf, dass die Armutsquote im Osten Deutschlands abgenommen hat. Ausnahme ist Berlin. Umgekehrt ist in allen westdeutschen Bundesländern mit Ausnahme von Hamburg und Bayern die Armut größer geworden. Bundesweit gelten nach der Analyse des Verbandes besonders Berlin und Nordrhein-Westfalen als Problemregionen, was die Zunahme von Armut betrifft. In Nordrhein-Westfalen ist insbesondere das Ruhrgebiet von Armut gefährdet.

Hinsichtlich der Höhe der Quoten kommt der Paritätische Wohlfahrtsverband zu einer Vierteilung Deutschlands. Mit Armutsquoten über 20 Prozent sind Sachsen-Anhalt, Berlin, Bremen und Mecklenburg-Vorpommern am stärksten betroffen. Hingegen liegt die Armutsquote in Bayern und Baden-Württemberg mit rund 11 Prozent am niedrigsten.

Als arm gelten dabei Singles ohne Kinder mit einem Nettoeinkommen von 942 Euro oder Alleinerziehende mit zwei Kindern unter 14 Jahren und einem Einkommen von 1.507 Euro im Monat. Bei Paaren ohne Kinder liegt die Armutsgrenze bei 1.413 Euro, haben sie zwei Kinder unter 14 Jahren sind es 1.978 Euro. Das sind bundesweite Werte, die sich am Mikrozensus des Statistischen Bundesamtes orientieren, das regionale Preisniveau wird dabei nicht berücksichtigt.

Bundesweit gelten danach 12,9 Millionen Menschen als arm, allein 1,9 Millionen Kinder und Jugendliche sind von sogenannten Hartz-IV-Leistungen abhängig. Zu den Risikogruppen zählen Alleinerziehende, Familien mit mehr als drei Kindern, Erwerbslose, Menschen mit niedriger Qualifikation, Ausländer sowie Menschen mit Migrationshintergrund. Auch bei Rentner/innen nimmt die Armutsquote weiter stark zu.

In dem Bericht wird auch darauf hingewiesen, dass die Armutsquote erneut angestiegen ist, obwohl die Zahl der Arbeitslosen und auch der Hartz-IV-Beziehenden gesunken ist. Dafür ist sie bei den Erwerbstätigen in den vergangenen zehn Jahren um 0,3 Prozentpunkte angestiegen. "Ein klarer Fingerzeig Richtung Niedriglohnsektor, erzwungener Teilzeitbeschäftigung oder auch eines nicht ausreichenden Familienlastenausgleichs", heißt es in dem Bericht. Die wachsende Zahl der Armen sehen die Autor/innen als Zeichen dafür, dass zunehmende Beschäftigungszahlen allein die weitere Spaltung der Gesellschaft nicht verhindern können. Eine deutliche Anhebung insbesondere der unteren Löhne aber auch des Mindestlohns sei dringend nötig.

www.der-paritaetische.de/armutsbericht

Armutskongress

Am 27. und 28. Juni veranstaltet der Paritätische Wohlfahrtsverband in Berlin einen Armutskongress. Er will dort zeigen, wie eine Gesellschaft ohne Armut aussehen könnte, und im Jahr der Bundestagswahl klare Forderungen dazu an die Politik formulieren.

www.armutskongress.de