Nach der Dampfmaschine, der Fließbandarbeit und der Automatisierung krempelt die Digitalisierung zum vierten Mal die Arbeitswelt um - Arbeit 4.0. Digitale Hilfsmittel boomen. Das ist nicht automatisch positiv. Für viele Menschen nimmt die Arbeitsbelastung zu, obwohl die Plackerei mit den neuen Hilfsmitteln erwartungsgemäß eher abnehmen sollte. Für Frauen wirkt sich die Digitalisierung anders aus als für Männer, denn sie ergreifen meist andere Berufe. Das heißt auch, sie arbeiten weniger mit schweren Maschinen, dafür aber eher in der Verwaltung am Computer.

DGB-Sonderauswertung

Um im Übergang zur digitalen Arbeitswelt festzuhalten, welchen Status Frauen dort haben und welche Bedingungen sich für Gute Arbeit 4.0 ergeben, hat der DGB eine Sonderauswertung des DGB-Index Gute Arbeit 2016 vorgelegt: "Was bedeutet die Digitalisierung der Arbeitswelt für Frauen?" Für ver.di ist das auch deshalb relevant, weil die Mehrheit ihrer Mitglieder weiblich ist: 1.048.094 Frauen zum 31. Dezember 2016. Und 70 Prozent aller Arbeitsplätze im Organisationsbereich von ver.di sind von der Digitalisierung betroffen.

Auch die meisten Arbeitsplätze von Frauen sind von der Digitalisierung berührt. Höher qualifizierte Frauen arbeiten häufiger mit digitaler Technik als geringer qualifizierte, Frauen in Vollzeit und mit Hochschulabschluss zu 78 Prozent, vollzeitbeschäftigte Frauen ohne Berufsabschluss nur zu 32 Prozent.

Gute Arbeit 4.0 ist durch digitale Hilfsmittel möglich, doch sie stellt sich nicht automatisch ein. Jede zweite Frau in Vollzeit findet stattdessen, dass durch die Digitalisierung die Arbeitsmenge eher größer geworden ist (57 Prozent). Überwachung und Kontrolle haben zudem zugenommen (47 Prozent). Nur sehr wenige Frauen empfinden Verbesserungen. Lediglich sieben Prozent geben an, sie hätten weniger Arbeit. Insgesamt führt die Digitalisierung bei Frauen häufiger zur höheren Arbeitsbelastung als bei Männern.

Positive Auswirkungen gibt es eher dort, wo die Arbeitsbedingungen schon als gut bezeichnet werden und der Entscheidungsspielraum groß ist. Wer schlechte Arbeit hat, hat meist auch weniger Mitspracherecht und seltener Vorteile durch die Digitalisierung. Insgesamt können vollzeitbeschäftigte Frauen weniger Einfluss auf ihre Arbeitsgestaltung nehmen als Männer.

Mehr Zeit für Familie?

Die Digitalisierung bietet aber auch Chancen. Ein Fünftel der weiblichen Beschäftigten mit digitalisierten Arbeitsplätzen berichten von Verbesserungen, weil sie flexibler mit der Arbeitszeit und dem Arbeitsort umgehen können. Doch für die meisten bleibt die Situation unverändert, für zwölf Prozent hat sie sich sogar verschlechtert. Je besser allerdings die Arbeitsbedingungen insgesamt sind, desto häufiger werden auch positive Auswirkungen auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie durch die Digitalisierung wahrgenommen.

"Die Studie zeigt, dass ein hoher Digitalisierungsgrad die Spielräume bei der Arbeitszeitgestaltung deutlich erhöht. Das ist eine Chance, zum Beispiel für eine bessere Work-Life-Balance. Der positive Nutzen ist noch größer, wenn die Frauen auch Einfluss auf den Einsatz der digitalen Technologien haben", sagt Astrid Schmidt, die bei ver.di für Gute Arbeit zuständig ist. Deshalb sei die Beteiligung der Beschäftigten bei der Gestaltung von Arbeitsbedingungen im digitalen Wandel so wichtig. "Nur so können wir es schaffen, dass auch die Erwerbstätigen von den Vorteilen der Digitalisierung profitieren."

Marion Lühring

Kommentar Seite 15