Zehn Jahre ist er her, der Auftakt der ver.di-Initiative Gute Arbeit. Der ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske sprach damals von einer "wichtigen Querschnittsaufgabe gewerkschaftlicher Arbeit", bei der es darum gehe, Ansprüche zu sammeln, diese zu verdichten und zu Kernforderungen von Gewerkschaften zu machen. Dass dies gelungen ist, machte DGB-Bundesvorstandsmitglied Annelie Buntenbach bei einer Fachtagung aus Anlass des Jubiläums im September deutlich.

Es sei eine "reife Leistung", dass es ver.di mit der Initiative geschafft habe, die Realität der Arbeitswelt zum öffentlichen Thema zu machen. Nicht zuletzt die Wahlplakate zur Bundestagswahl, auf denen fast alle Parteien auch gute Arbeit fordern, machten deutlich, dass die Arbeitsbedingungen stärker in den Blickpunkt öffentlicher Aufmerksamkeit gerückt seien. Zu den Punkten, die gute Arbeit ausmachen, zählte die Gewerkschafterin sichere und unbefristete Jobs, ein gutes Einkommen, Wertschätzung für das Geleistete, die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, ein gutes Miteinander in den Betrieben und nicht zuletzt Arbeit, die nicht krank macht.

ver.di-Bundesvorstandsmitglied Lothar Schröder erinnerte an die Zeit der Gründung der Initiative. 2007, "in der Hochzeit des Neoliberalismus", habe vor allem die Effizienz gezählt. Alles, was Arbeit schafft, galt als sozial, die Bedingungen, zu denen gearbeitet wurde, zählten da nicht. Hier sei es den Gewerkschaften gelungen, neue Maßstäbe zu etablieren und das Thema "Gute Arbeit" auch zu einem Thema in den Betrieben zu machen.

Doch sei es längst nicht an der Zeit, damit aufzuhören. Schröder nannte die fortschreitende Digitalisierung als ein Beispiel, wie nötig es sei, sich weiterhin für gute Arbeit einzusetzen. "Der Zwang nimmt ab, aber der Druck nimmt zu", das sei das Problem. Die Digitalisierung entgrenze das Privatleben, immer mehr Beschäftigte seien so rund um die Uhr erreichbar für die Belange ihrer Firma. "Wir müssen neue Grenzlinien schaffen", sagte der Gewerkschafter. Aber auch der Datenschutz bekomme eine neue Bedeutung. Dazu wolle ver.di gemeinsam mit der Uni Oldenburg einen Index entwickeln.

Es müsse ein Recht auf einen Arbeitsplatz im Homeoffice ebenso geben wie das Recht auf Nichterreichbarkeit. Zu den Zukunftsthemen gehören für Schröder auch umfassende Mitbestimmung bei den Persönlichkeitsrechten und der Bedarf an Arbeitszeitverkürzungen - sei es über eine kurze Vollzeit, über Sabbaticals oder zusätzliche freie Tage. Aber er wies auch darauf hin, dass es ohne Aufbegehren nicht möglich sei, die Mitbestimmung auszuweiten.

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