Dank medizinischer Erfolge werden Menschen immer älter. Zugleich steigt der Anteil von Menschen höheren Alters. Doch mit zunehmendem Alter nehmen auch die Krankheiten und die Pflegebedürftigkeit zu. Dann springen immer öfter Angehörige ein und helfen. Etwa zwei Millionen Menschen werden in Deutschland zu Hause gepflegt. Doch die Pflegenden stehen meist noch mit beiden Beinen im Berufsleben. Und Pflege und Beruf unter einen Hut zu bringen, das führt oftmals zu Konflikten.

Die Befragung des DGB-Index Gute Arbeit misst die Qualität der Arbeit aus Sicht der Beschäftigten. 2017 ging die Repräsentativerhebung der Frage nach, wie sich in Deutschland Pflegeverantwortung und Arbeit miteinander vereinbaren lassen. Dabei kam heraus, dass jeder elfte Beschäftigte neben seiner beruflichen Tätigkeit eine oder sogar mehrere Personen zu Hause pflegt, was zu Problemen führt. Teilzeit würde zwar helfen, doch dann entstehen finanzielle Lücken.

Überwiegend Frauen und ältere Beschäftigte übernehmen die Pflegeverantwortung in der Familie. Im Durchschnitt kostet sie das 13,3 Stunden pro Woche. Das führt für sie zu Zeitkonflikten: 71 Prozent der Betroffenen berichten von zeitlichen Vereinbarkeitsproblemen, 29 Prozent erleben dieses Problem sehr häufig. Helfen würde hier eine größere zeitliche Flexibilität am Arbeitsplatz, um die Pflegezeiten besser einschieben zu können. Doch nur fünf Prozent der Befragten bekommen im Betrieb die nötigen zusätzlichen Auszeiten. 61 Prozent würden sich solche Auszeiten wünschen.

Eine verringerte Arbeitszeit hat allerdings auch finanzielle Einbußen zur Folge. Und so wünschen sich auch 61 Prozent der Befragten, dass dann der Arbeitgeber hilft. Doch so eine finanzielle Unterstützung im Betrieb ist die Ausnahme, nur ein Prozent der Befragten bekommt diese Hilfe. "Über die Hälfte aller Frauen arbeitet in Teilzeit und 71 Prozent tun das, um familiären Verpflichtungen nachzukommen, wie etwa der Betreuung von pflegebedürftigen Angehörigen. Die Frauen erfüllen damit eine gesellschaftlich wichtige Aufgabe", sagt Astrid Schmidt, bei ver.di für Gute Arbeit zuständig. Doch ihre Leistung würde finanziell nicht anerkannt. "Teilzeit bedeutet jetzt weniger Geld und später eine geringere Rente. Das ist nicht fair", so Schmidt.

Marion Lühring