IN DER ZUKUNFT ARBEITEN WIR

Berufsschulen schließen, Berufe verschwinden, neue entstehen: Wir haben gefragt, wie junge Menschen, die gerade ihre Ausbildung begonnen haben oder in den Beruf eingestiegen sind, sich ihre Zukunft in der digitalisierten Arbeitswelt vorstellen

Protokolle: Marion Lühring & Petra Welzel Illustrationen: Linda Wölfel

„Ich hatte Vorurteile gegenüber Menschen im Büro“

Kader Batmaz, 21, Kauffrau für Büromanagement, aktuell BWL-Studentin

„Meine Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement habe ich beim Erftverband in Bergheim in der Nähe von Köln gemacht. Der Erftverband ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts und stellt in der Region die Wasserversorgung sicher, bewirtschaftet das Grundwasser, schützt zahlreiche Feuchtgebiete, pflegt sensible Naturräume und trägt zum Schutz von Siedlungsgebieten vor Hochwasser bei. Ich kann mich noch genau an den Tag erinnern, als ich mich gefragt habe: Was möchte ich werden und wie sehen meine Zukunftsaussichten dabei aus? Ich hätte mir vor ein paar Jahren niemals denken können, dass ich jemals im Büro arbeiten würde. Wie viele andere hatte auch ich Vorurteile gegenüber Menschen im Büro. Jedoch hat mich der Gedanke an meine berufliche Zukunft auf den Boden der Tatsachen geholt. Was könnte passieren, wenn ich nicht mehr so körperlich fit bin, oder welche Berufe sind am besten mit Kindern zu bewältigen? Wo kann man sich am besten hocharbeiten und hat trotzdem viel Zeit für Freunde und Familie? Das waren die zentralen Fragen, die mich meine Eltern gefragt haben, und die mich dann zu diesem Beruf geführt haben. Zudem ersetzte 2014, als ich meine Ausbildung begann, der Beruf der Kauffrau für Büromanagement die drei Ausbildungsberufe Kauffrau für Bürokommunikation, Bürokauffrau und Fachangestellte für Bürokommunikation. Der Beruf war also quasi neu.

Während meiner Ausbildung durfte ich alle Abteilungen beziehungsweise Bereiche durchlaufen, um einen besseren Einblick in die Arbeit des Erftverbandes zu bekommen. Im letzten Jahr habe ich mich meinen Schwerpunkten „Kaufmännische Steuerung und Kontrolle“ sowie „Personalwirtschaft“ gewidmet. Die habe ich bewusst gewählt, um später bessere Jobchancen zu haben. Ich habe meine Ausbildung im Juli 2017 erfolgreich abgeschlossen und dadurch auch mein Fachabitur erlangt. Das habe ich in den drei Ausbildungsjahren parallel gemacht, um Zeit zu sparen und später studieren zu können. Deshalb konnte ich die Ausbildung leider auch nicht um ein halbes Jahr verkürzen.

„Es heißt: Dasstudiert ja jeder“

Inzwischen studiere ich Betriebswirtschaftslehre (BWL). In allen Bereichen unseres Wirtschaftssystems sind Betriebswirte am Werk, obwohl man diese auf den ersten Blick nicht sieht. Über BWL heißt es ja, dass jeder das studiert, der nicht weiß, was er mit seinem Leben anfangen soll. Ich habe mich aber gezielt für diesen Studiengang entschieden, um den Herausforderungen der Wirtschaft und des Managements gerecht zu werden.

Man sagt, dass man im Hier und Jetzt leben sollte, und trotzdem macht man sich viele Gedanken über die Zukunft. Wir wissen leider nicht, welche Berufe aussterben werden, aber man sollte versuchen, aus seinem Beruf das Beste zu machen. Und ganz wichtig ist, dass man Freude an der Arbeit hat.“

Die Berufsschule von morgen

Laut dem Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) hat in den vergangenen Jahren der Rückgang der Berufsschülerzahlen zu Schließungen von Klassen und Berufsschulen geführt. Die Zahl der Schulen ist zwischen 2006 und 2015 bereits um 6,6 Prozent auf 1.552 Berufsschulen gesunken, die Zahl der Berufsschulklassen um über 8.000 (9,7 Prozent) auf rund 75.200. Vor allem Ostdeutschland ist von den Schließungen betroffen. Alle Bundesländer haben das Problem, für qualitativ hochwertigen Unterricht das entsprechende Personal zu bekommen. Für die Berufsschule von morgen sei es daher wichtig, das Lehramt an Berufsschulen wieder attraktiver zu machen. Das BIBB sieht Lösungen vor allem auch in neuen Informations- und Kommunikationsstrukturen, E-Learning, jahrgangsübergreifenden Fachklassen und individualisierten Unterrichtskonzepten.

„In 20 Jahren wird nichts mehr so sein wie heute“

Denis Schatilow, 24, Medizinisch-technischer Radiologieassistent„Wir sind die Assistenten der Radiologen. Aber eigentlich ist die Bezeichnung Medizinisch-technischer Radiologieassistent falsch. Im Prinzip machen wir die Untersuchungen wie das klassische Röntgen, MRT oder CT allein. Die Radiologen schauen sich am Ende nur die Bilder an. Wir decken alle bildgebenden Verfahren in der Medizin ab, auch in der Strahlentherapie und Nuklearmedizin. Ohne Bilder gibt es keine Diagnose. Bevor der Radiologe die Qualität der Bilder beurteilt, haben wir das auch schon getan. Qualitätssicherung ist Teil unserer Aufgabe. Ob ein Bild sozusagen befundbar ist, das müssen wir bereits entscheiden. Vor allem im Nachtdienst sind wir oft gefordert. Die Radiologen sind zwar im Bereitschaftsdienst, schlafen aber meist und wollen nur im Notfall geweckt werden. Wir müssen also abwägen, was ein Notfall ist.

Die Berufsordnung für unseren Beruf wurde 1994 das letzte Mal angepasst. Seither hat sich so ziemlich alles geändert. Die Digitalisierung spielt schon lange eine Rolle. Es gibt zwar fürs Röntgen noch immer die Bleiweste, aber die gesamte Bilderstellung erfolgt digital. Ich habe alles noch ganz klassisch gelernt, aber heute wird die Strahlenmenge nicht mehr von uns eingestellt. Das macht das Gerät allein. Einerseits entsteht so mit weniger Strahlen ein besseres Bild, aber da das Gerät auch allein die Strahlen erhöht für ein Bild, werden andererseits auch zu viele Strahlen eingesetzt. Wir könnten heute mit noch weniger Strahlen auskommen.

„Wenn Geräte eines Tages alles selbst machen“

Die größte Gefahr, die ich für meinen Beruf sehe, ist, dass die Geräte eines Tages alles selbst machen. Es gibt jetzt schon Geräte, die selbst erkennen, welcher Körperteil untersucht werden soll. Da muss kein Mensch mehr nachjustieren. Inzwischen werden deshalb längst Medizinische Fachangestellte, MFAs, auf unseren Stellen eingesetzt, die deutlich schlechter bezahlt sind. Kliniken sind nur noch auf Profit aus, alles muss schnell, effizient und mit wenig Personal gemacht werden. Und die Hersteller richten sich in der Entwicklung der Geräte danach aus.

Ich denke, in 20 Jahren wird in unserem Beruf nichts mehr so sein wie heute. Wenn es so weit kommen sollte, dass die Geräte unsere Arbeit vollständig übernehmen, bekomme ich hoffentlich noch die Kurve in die andere Richtung. In den Menschen reinzuschauen, ohne einen Schnitt machen zu müssen, das ist faszinierend. Wenn es nicht so schwer wäre, einen Medizinstudienplatz zu bekommen, würde ich gern noch studieren. Mit meiner medizinischen Ausbildung habe ich immerhin eine gute Voraussetzung.“


„Vom Fliegen fasziniert“

Lars Wiele, 18, Fluggerätemechaniker bei der Bundeswehr in Bückeburg, Geschäftsführer des Bezirksvorstandes der ver.di Jugend Hannover-Heide-Weser

„Ich war schon immer vom Menschheitstraum vom Fliegen fasziniert. Meine Ausbildung zum Fluggerätemechaniker ist ein Teil dieses Traums. Vielleicht studiere ich eines Tages auch noch, um Luft- und Raumfahrtingenieur zu werden und Raketen ins All zu schicken. Doch jetzt mache ich erst einmal meine dreieinhalbjährige Ausbildung zu Ende und wünsche mir, übernommen zu werden. Die Zukunftsaussichten sind sehr gut, weil in meinen Beruf im öffentlichen Dienst Nachwuchs gebraucht wird. Für viele Mechaniker in der Privatwirtschaft sieht die Zukunft bescheiden aus – aufgrund von Zeitarbeit, befristeten Verträgen, Leiharbeit, schlechter Bezahlung und teuren Lizenzen, die sie noch erwerben müssen. Das muss ich im öffentlichen Dienst nicht.

Das erste Lehrjahr bedeutet Metallverarbeitung wie Nieten, Feilen, Bohren und Drehen. Im zweiten Lehrjahr geht es an die Luftfahrzeuge, die ausrangiert sind und an denen die Auszubildenden lernen, wie die Aerodynamik funktioniert. Beispielsweise wie Reifen gewechselt werden oder wie die Triebwerke gebaut sind. Im dritten und vierten Lehrjahr geht es in die Hallen. Dort lernen wir überwiegend an Hubschraubern. Ich stehe jetzt kurz vor der Abschlussprüfung.

„Ich freue mich auf neue Techniken“

Wir werden nach Tarifvertrag bezahlt. Trotzdem ist mein Ausbildungsgehalt zum Monatsende recht knapp; manchmal geben meine Eltern auch was dazu. Aber es ist genug für ein Zimmer mit elf Quadratmetern und Gemeinschaftsbad. Mehr brauche ich momentan nicht. Später reicht mein Gehalt hoffentlich, um eine Familie mit zwei Kindern zu ernähren.

Zukunftsängste, dass mein Beruf durch die Digitalisierung verschwinden könnte, habe ich nicht. Ich denke, es kann zwar viel automatisiert werden, doch den Menschen wird man aus der Luftfahrt nicht ganz verbannen können. Bei uns gilt das Sechs-Augen-Prinzip: ein Mechaniker, ein Meister und ein Prüfer. Das kann man nicht vollständig durch Roboter ersetzen. Für die Zukunft wünsche ich mir, dass meine Arbeit mir noch Spaß macht und dass wir künftig weniger Stunden arbeiten. Ich möchte Zeit für Freunde haben, aber auch für Bildung. Ich will bis ins hohe Alter lernen. Und ich freue mich auf neue Techniken, auf die Freiheit, die sie uns bringen, und den Fortschritt.“


„Menschen reden lieber mit Menschen als mit Robotern“

Lisa Krayer, 18, Auszubildende bei der Stadtverwaltung Mainz

„Während der Realschule habe ich ein Praktikum in einer Bank gemacht und wusste: Die Arbeit am Schalter gefällt mir, weil ich da mit Menschen zu tun habe. Dann hatten wir die Berufsberatung in der Schule und ich erfuhr, dass die Stadt Mainz ausbildet. Mein Opa hat dort schon gelernt und gearbeitet. Also habe ich mich beworben. Zu diesem Zeitpunkt habe ich mir über meine berufliche Zukunft noch keine Gedanken gemacht. Die Arbeit sollte mir vor allem Spaß machen.

Während der Ausbildung durchlaufe ich etwa neun Ämter von über 20. Dabei hatte ich bislang zum Glück viel Kontakt mit Menschen. Im Gutenberg-Museum war es besonders spannend. Dort habe ich beim Ausstellungsaufbau mitgewirkt. Im Amt für Wirtschaft und Liegenschaft ging es darum, Standnummern für Schausteller und Marktplätze zu vergeben. In zwei Schulämtern war ich auch. Das war total cool. Und in einem Entsorgungsbetrieb, also bei der Müllabfuhr, habe ich das Rechnungswesen kennengelernt. Das war aber nicht so spannend. Die Arbeit mit Bürgern macht mir mehr Spaß als der Umgang mit Zahlen.

Meine Arbeitsbedingungen sind gut. Neben der Arbeit habe ich genug Freizeit. Ich kann um 15 Uhr 30 Schluss machen, freitags sogar um 13 Uhr. Noch wohne ich bei meinen Eltern, doch nach der Ausbildung wird das Gehalt reichen, um ausziehen zu können. Und sicher ist meine Arbeit auch.

Trotzdem mache ich mir mittlerweile Gedanken über meine Zukunft. Vermutlich seit ich in der Jugend- und Auszubildendenvertretung und bei ver.di ehrenamtlich aktiv bin. In dieser Funktion war ich vor kurzem zu einem Vortrag ins Rathaus eingeladen. Ein Professor hat dort über die Digitalisierung und die Auswirkungen gesprochen. In 100 Jahren müssen vielleicht keine Menschen mehr arbeiten. Das ist echt krass.

„In 100 Jahren müssen Menschen vielleicht nicht mehr arbeiten. Krass“

Mir ist inzwischen klargeworden, dass sich die Welt verändert, und nicht alles so bleibt, wie es ist. Jetzt arbeite ich noch mit Computern, mit Scanner, Drucker oder Fingerprint. Das sind die aktuellen digitalen Hilfsmittel. Aber das muss nicht so bleiben. Da ich lieber mit Menschen arbeite, hoffe ich, eine Nische für mich zu finden. Die Bürgerinnen und Bürger nehmen momentan Computer noch nicht so als Ersatz für Verwaltungskräfte an. Deshalb hoffe ich, dass der Bürgerkontakt nicht so stark von der Digitalisierung betroffen sein wird. Die meisten Menschen reden eben lieber mit Menschen als mit Robotern.“


„Planbar ist immer nur das nächste Jahr“

Matthias Adorf, 30, und Luisa Hoffmann, 25, arbeiten in der Zalando Content Creation und sind beide im Betriebsrat

„Wir arbeiten bei Zalando in Erfurt in einem Fotostudio und produzieren Bilder und Textattribute für den Online-Shop. Ich arbeite hier als Bildbearbeiter, Luisa ist in der Qualitätskontrolle. In unserem Betrieb arbeiten circa 50 Beschäftigte.

Die Arbeit in der Bildproduktion von Zalando wird auch zukünftig nicht ausgehen. Die Frage, ob sie mit uns stattfindet, ob sie weiter rationalisiert und digitalisiert wird, ist eine andere. Auch die Frage, ob sie am Standort Erfurt bleiben wird, ist auf absehbare Zeit ungewiss. Wir sind, was Gehalt und Perspektiven angeht, prekär beschäftigt und stehen als Betriebsräte in einer mitbestimmungsfeindlichen Umgebung dauerhaft unter Druck. Diesem Druck standzuhalten, sich für die Interessen der abhängig Beschäftigten stark zu machen, dafür haben wir im Mai 2017 den vierten und kleinsten Betriebsrat im Zalando-Konzern gegründet. Die Mehrheit der Beschäftigten bei Zalando wird nicht durch Betriebsräte vertreten, und der Organisationsgrad bei ver.di ist leider noch gering. Also auch an dieser Stelle geht uns die Arbeit nicht aus.

„New Economy eben“

Die Frage der persönlichen Zukunft ist schwer zu beantworten. Ich persönlich kann sagen, dass ich keine Vorstellung davon habe, wo ich in fünf Jahren bin. Denn: Soziale Sicherheit bei Zalando in Erfurt gibt es nicht, planbar ist immer nur das nächste Jahr. Familienplanung, Anschaffung von Wohneigentum oder ähnliche Investitionen in die Zukunft sind ein Wagnis.

Wir haben übrigens beide Hochschulabschlüsse und sind bei Zalando gewissermaßen gestrandet, in einem durchaus angenehmen Arbeitsumfeld, das aber gerade an jenen Stellen, die tariflich zu regeln wären, deutliches Verbesserungspotential aufweist. New Economy eben.“


„Mein Vertrag ist unbefristet, das gibt Sicherheit“

Michael Schaab, 22, ist Kaufmann für Dialogmarketing und Vorsitzender der Gesamt-Jugend- und Auszubildendenvertretung bei der AOK Baden-Württemberg

„Im Prinzip bin ich ein klassischer Callcenter-Agent, jedenfalls werden die meisten Kaufleute für Dialogmarketing in Callcentern ausgebildet. Bei der AOK aber ist es unsere Aufgabe, neue Kunden zu gewinnen. Ich telefoniere mit ihnen und fahre auch zu ihnen raus. Zu Beginn jeden Kalenderjahres unterzeichnen wir ein Jahresziel, welches uns vorgibt, wie viele Mitglieder wir zu werben haben. Natürlich wird das auch controllt, Kennzahlen wie die geführten Telefonate oder die Anzahl der Termine pro Woche sind ganz normal für mich. Im Prinzip ist es aber so, dass ich meine Ruhe habe und eigenverantwortlich arbeiten kann, egal ob von zu Hause aus oder an der Donau sitzend. Solange ich meine Zahlen bringe, kann ich die Freiheiten genießen. Um meine Übernahme brauche ich mich nicht zu sorgen, da die auch nicht an Ergebnisse gekoppelt ist. Der Tarifvertrag der AOK besagt, dass wir mit bestandener Abschlussprüfung zu übernehmen sind.

Mein Beruf ist sehr abwechslungsreich. Ich kann ausschlafen – was mir sehr entgegenkommt –, ich fahre raus, komme rum und lerne verschiedenste Menschen kennen. Bei manchen Kunden ist der Tisch gedeckt und ich werde zum Essen eingeladen. Das sind Schlüsselmomente, die den Job als Vertriebler wirklich mit Leben füllen.

Ich bin über Umwege bei der AOK Baden-Württemberg gelandet. Eigentlich wollte ich Polizist werden. Leider wurde ich aufgrund einer Arthrose im Lendenwirbel abgelehnt. Was nun? Die AOK ist eine bekannte Marke, weshalb ich mich dort beworben habe. Trotz meiner verkorksten Fachhochschulreife gab mir die AOK Baden-Württemberg eine Chance. In meinen Augen ist es der richtige Weg, den Menschen in den Fokus zu rücken, nicht die Noten.

„Mein Beruf wird nicht wegen der Digitalisierung verschwinden“

Ob es meinen Beruf in Zukunft geben wird? Davon gehe ich aus. Er wird auf jeden Fall nicht wegen der Digitalisierung verschwinden. Es könnte eher eine politische Entscheidung sein, die uns Kaufleute für Dialogmarketing überflüssig macht, zum Beispiel die Einführung einer Bürgerversicherung. Die größte Gefahr ist aber die, dass Herr Spahn von der CDU als Gesundheitsminister eine Stellschraube am Gesundheitsfonds dreht und damit die Zuweisungen an die Kassen komplett auf den Kopf stellt. Was dann passiert, wird man dann sehen.

Auch wenn die Digitalisierung meinen Beruf nicht zwangsläufig gefährdet, beschäftigt uns die Digitalisierung als Gesamt-Jugend- und Auszubildendenvertretung sehr. Sie betrifft uns alle. Auch in der AOK wird überdacht werden, welche Ausbildungen noch angeboten werden, welche sich verändern. Ganze Abteilungen könnten geschlossen werden. Viele werden umschulen müssen. Datenanalysten und IT-ler werden in Zukunft gebraucht werden. Bisher sagt der Vorstand, dass alle der derzeit 10.600 Beschäftigten ihren Job bei der AOK Baden-Württemberg behalten, aber die Tätigkeitsfelder sich verändern werden.“

Ausbildung im Wandel

In diesem Jahr wurden bereits 24 Ausbildungsberufe modernisiert und den digitalen Entwicklungen angepasst, darunter auch Handwerksberufe wie der Steinmetz. Erstmalig werden seit 2018 auch Kaufleute für E-Commerce ausgebildet, ein Beruf der überhaupt erst durch die Digitalisierung entstanden ist. In einer Befragung des Digitalverbands Bitkom von mehr als 1.500 Geschäftsführern und Personalverantwortlichen von Unternehmen aller Branchen vor zwei Jahren gab mehr als jedes vierte Unternehmen an, dass in Folge der Digitalisierung völlig neue Ausbildungsberufe eingeführt werden müssten. Drei Viertel der Unternehmen waren zudem der Meinung, dass der zunehmende Einsatz digitaler Technologien eine inhaltliche Anpassung der bestehenden Ausbildungsberufe erfordere. Nur 4 Prozent der Unternehmen sagten, dass sich für die Auszubildenden auch in Zukunft nichts ändern müsse.

„Kann ein Algorithmus zwischen gut und böse entscheiden?“

Susanne Kasztantowicz, 31, Referentin nach Studium der Rechts- und Verwaltungswissenschaften, zwei Kinder (zwei Jahre und fünf Monate)„Ich arbeite momentan als Referentin für einen Wohlfahrtsverband und glaube nicht, dass mein Beruf in Zukunft aussterben wird. Sicherlich wird es technische Neuerungen geben, die sich auf die Ausübung der Tätigkeit auswirken. Meine Arbeit umfasst viele Stunden vor dem Computer, vor einigen Jahrzehnten gab es das natürlich so noch gar nicht. In der Zukunft wird es bestimmt weitere Veränderungen dieser Art geben. Aber der eigentliche Kern der Arbeit ist doch gleich geblieben: Irgendjemand muss Gesetzesvorhaben bewerten, Positionspapiere diskutieren, Netzwerkarbeit betreiben.

„Uns wurde immer wieder erzählt, dass wir in der globalen Konkurrenz überleben müssen“

Hierfür ist der zwischenmenschliche Kontakt Grundvoraussetzung und bestimmte geistige Leistungen, die von Maschinen gar nicht und von Künstlicher Intelligenz, KI, nur schwer nachgeahmt werden können. Ein Algorithmus kann „richtig“ oder „falsch“ unterscheiden. Aber kann er auch zwischen „gut“ und „böse“ entscheiden? Wie soll er bestimmte Werte, ein bestimmtes Interesse vertreten können?

Als für meine Jahrgänge die Frage nach Ausbildung im Raum stand, war die Zukunftsfestigkeit eines Berufes nicht bewusst Teil der Entscheidung. Eine der wichtigsten Überlegungen war jedoch, ob man davon später auch tatsächlich würde leben können. Da spielt Ersteres natürlich mit rein. Ich glaube, wir gehörten zu den ersten Jahrgängen, die Zeit ihres kurzen Lebens immer wieder erzählt bekommen haben, dass wir in der globalen Konkurrenz überleben müssen. Die die wieder stärker werdende soziale Spaltung selbst erfahren haben. Und die die ganzen (Ver)kürzungen in Schul- und Studienzeit als erste ausprobieren mussten. Das hat unglaublich viel Druck und Stress erzeugt und eine Risikobereitschaft, etwas zu machen, dem schlechte Zukunftschancen vorhergesagt werden, eher unterbunden. Das finde ich ziemlich schade, denn selbst Expertinnen und Experten wagen kaum Prognosen über Entwicklungen der nächsten 40 Jahre abzugeben, in denen wir noch arbeiten werden. Und wenn man das eh nicht genau weiß, sollte man doch sein Leben mit etwas verbringen, bei dem man Spaß hat und einen Sinn sieht. Das erhoffe ich mir auch ganz persönlich für meine berufliche Zukunft.“

Vom Aussterben bedroht?

Laut dem U.S. Bureau of Labor Statistic, einer Abteilung des US-amerikanischen Arbeitsministeriums, sind die folgenden zehn Berufe am meisten durch Digitalisierung und Industrialisierung gefährdet:

  1. Briefträger
  2. Landwirt
  3. Zählerableser
  4. Zeitungsreporter
  5. Reisebüro-Mitarbeiter
  6. Holzfäller
  7. Flugbegleiter
  8. Maschinenführer
  9. Drucker
  10. Steuerprüfer

„Es heißt: Dasstudiert ja jeder“

Die Berufsschule von morgen

Laut dem Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) hat in den vergangenen Jahren der Rückgang der Berufsschülerzahlen zu Schließungen von Klassen und Berufsschulen geführt. Die Zahl der Schulen ist zwischen 2006 und 2015 bereits um 6,6 Prozent auf 1.552 Berufsschulen gesunken, die Zahl der Berufsschulklassen um über 8.000 (9,7 Prozent) auf rund 75.200. Vor allem Ostdeutschland ist von den Schließungen betroffen. Alle Bundesländer haben das Problem, für qualitativ hochwertigen Unterricht das entsprechende Personal zu bekommen. Für die Berufsschule von morgen sei es daher wichtig, das Lehramt an Berufsschulen wieder attraktiver zu machen. Das BIBB sieht Lösungen vor allem auch in neuen Informations- und Kommunikationsstrukturen, E-Learning, jahrgangsübergreifenden Fachklassen und individualisierten Unterrichtskonzepten.

„Wenn Geräte eines Tages alles selbst machen“

„Ich freue mich auf neue Techniken“

„In 100 Jahren müssen Menschen vielleicht nicht mehr arbeiten. Krass“

„New Economy eben“

„Mein Beruf wird nicht wegen der Digitalisierung verschwinden“

Ausbildung im Wandel

In diesem Jahr wurden bereits 24 Ausbildungsberufe modernisiert und den digitalen Entwicklungen angepasst, darunter auch Handwerksberufe wie der Steinmetz. Erstmalig werden seit 2018 auch Kaufleute für E-Commerce ausgebildet, ein Beruf der überhaupt erst durch die Digitalisierung entstanden ist. In einer Befragung des Digitalverbands Bitkom von mehr als 1.500 Geschäftsführern und Personalverantwortlichen von Unternehmen aller Branchen vor zwei Jahren gab mehr als jedes vierte Unternehmen an, dass in Folge der Digitalisierung völlig neue Ausbildungsberufe eingeführt werden müssten. Drei Viertel der Unternehmen waren zudem der Meinung, dass der zunehmende Einsatz digitaler Technologien eine inhaltliche Anpassung der bestehenden Ausbildungsberufe erfordere. Nur 4 Prozent der Unternehmen sagten, dass sich für die Auszubildenden auch in Zukunft nichts ändern müsse.

„Uns wurde immer wieder erzählt, dass wir in der globalen Konkurrenz überleben müssen“

Vom Aussterben bedroht?

Laut dem U.S. Bureau of Labor Statistic, einer Abteilung des US-amerikanischen Arbeitsministeriums, sind die folgenden zehn Berufe am meisten durch Digitalisierung und Industrialisierung gefährdet:

  1. Briefträger
  2. Landwirt
  3. Zählerableser
  4. Zeitungsreporter
  5. Reisebüro-Mitarbeiter
  6. Holzfäller
  7. Flugbegleiter
  8. Maschinenführer
  9. Drucker
  10. Steuerprüfer