Warnstreik bei RIS in Ziepel

Marco Schroller und seine 47 Kollegen arbeiten in Ziepel, einem Ortsteil von Möckern im Jerichower Land. Ihr Betrieb ist die Niederlassung Ziepel der Remondis Industrie Service GmbH & Co. KG (RIS). Die Landeshauptstadt Magdeburg ist 16 Kilometer entfernt.

Remondis agiert weltweit mit seinen 800 Standorten auf vier Kontinenten. Das Geschäftsfeld umfasst Schadstoff-entsorgung und Recycling für Industrie- und Gewerbekunden auf branchenspezifische Anforderungen zugeschnitten. Das Unternehmen ist Produzent umweltschonender Recyclingrohstoffe. So beschreibt sich Remondis zumindest selbst.

RIS in Ziepel ist einer der kleinen Standorte, und die Kollegen dort haben für sich das Ziel formuliert: Es ist an der Zeit – nach 30 Jahren wollen sie gleiche Tariflöhne in Ost und West. Die wirtschaftliche Lage des Unternehmens ist gut, die Branche ebenso modern wie zukunftsträchtig.

Marco Schroller ist Betriebsratsvorsitzender, und er arbeitet als Kraftfahrer im Gefahrgutbereich. „Wir wollen nicht hinterhergezogen werden, wir wollen mitfahren“, stellt er klar. Er berichtet, dass seine Kollegen inzwischen gut organisiert sind und ganz klar formulieren, dass sie endlich ein Datum haben wollen, festgeschrieben im Tarifvertrag, ab dem sie einen gleich hohen Lohn wie die Beschäftigten an den anderen Standorten in Deutschland haben werden. Die Verhandlungen darum haben sie engagiert verfolgt, mit Aktionen begleitet, mit einem Warnstreik die Geschäftsführung überraschen können. Es war letztendlich ein mühsames Ringen der ver.di-Verhandlungsführung und der Tarifkommission mit den Arbeitgebern.

Und jetzt steht er endlich, der Tarifvertrag, im Juni wurde er unterzeichnet. Zu dem rückwirkend zum 1. November 2018 geltenden Entgelt-Tarifvertrag und den neuen Entgelttabellen ist nun vertraglich geregelt, dass es ab 1. November 2022 keinen Ost-West-Unterschied bei der Bezahlung mehr gibt. Betriebsrat Schroller beschreibt diesen Weg auch als beispielhaft für andere Branchen. Es ist gelungen, tarifvertraglich festzuhalten, dass in Zukunft gleiche Arbeit gleich bezahlt wird, im Osten und im Westen der Bundesrepublik.

Ost-West-Angleichung

Schritt eins: 132 Euro zum 1. 11. 2018Schritt zwei: 132 Euro zum 1. 11. 2019Schritt drei: 40 Prozent zum 1. 11. 2020Schritt vier: 40 Prozent zum 1. 11. 2021Schritt fünf: Rest zum 1. 11. 2022