Einfach war die Arbeit im Rettungsdienst nie. Schließlich sind die Kolleg*innen die ersten am Einsatzort, wo Unfall und Krankheit schnelle Hilfe erfordern. Inzwischen üben viele Rettungsdienstler*innen ihren Beruf aber nicht mehr lange aus, wie eine aktuelle ver.di-Befragung nach dem DGB-Index Gute Arbeit belegt: Überlange Schichten, keine Zeit für Pausen, fehlende Wertschätzung und das bei nicht gerade üppiger Bezahlung bringen immer mehr Beschäftigte dazu, nach wenigen Jahren den Job an den Nagel zu hängen.

Nach maximal zehn Jahren raus

Bei der Befragung erklärten 58 Prozent der rund 7.000 Kolleg*innen, die sich im Frühjahr daran beteiligten, dass sie nach maximal zehn Jahren im Rettungsdienst den Beruf verlassen würden. Hauptgründe sind die ständige Überlastung durch gestiegene Einsatzzahlen, Arbeit zu ungünstigen Zeiten, Überstunden und oftmals fehlende Planbarkeit der Freizeit. "Im Gesundheitswesen und in der Gesellschaft sehen viele Menschen die Rettungsdienste als Transportservice für Kranke und Unfallopfer", stellt Norbert Wunder fest. Er leitet die kommunale Rettungswache im schleswig-holsteinischen Elmshorn und ist Sprecher der ver.di-Bundesfachkommission Rettungsdienste. "Tatsächlich übernehmen die hochqualifizierten Notfallsanitäter*innen die medizinische Erstversorgung, beleben Schwerstkranke wieder, legen Infusionen und stellen Erstdiagnosen." Dafür müssten sie sich dann oft noch anpöbeln und respektlos behandeln lassen.

Die Befragung unter den Beschäftigten der Rettungsdienste erbrachte einen Gesamtwert von 42 Punkten, was schlechter Arbeit entspricht. Zum Vergleich: Selbst in der auch nicht sehr gut bewerteten Krankenpflege gab es 52 Punkte (2012 bis 2017). Im Durchschnitt aller Beschäftigtengruppen liegt der Wert bei 65 Punkten (2021). Bei den Notfall- und Rettungssanitäter*innen schnitten nur der Sinngehalt der Arbeit mit 76 sowie die Beschäftigungssicherheit mit 66 Punkten überdurchschnittlich ab. Die Bewertung der Führungsqualität, Weiterbildungsmöglichkeiten, Arbeitszeit, Entlohnung und körperlichen Belastung fiel schlecht bis sehr schlecht aus.

Wunder sieht gesundheitspolitisches Versagen als Hauptursache für die schlechten Arbeitsbedingungen und die Unzufriedenheit der Beschäftigten. Rettungsdienste würden immer häufiger gerufen, weil Patient*innen wegen vieler Krankenhausschließungen und immer weniger niedergelassenen Ärzt*innen keinen anderen Zugang zur Versorgung ihrer Krankheiten fänden. Und: Viel zu lange sei viel zu wenig ausgebildet worden. Zwar müssten Interessent*innen mittlerweile wenigstens die dreijährige Ausbildung zum*r Notfallsanitäter*in nicht mehr aus eigener Tasche bezahlen. Doch insgesamt fehle es nun an Nachwuchs.

Immerhin ergab die Befragung, dass in mitbestimmten Betrieben die Arbeitsbedingungen besser sind. Betriebs- bzw. Personalräte sorgen dort etwa dafür, dass eine Gefährdungsbeurteilung stattfindet und ermittelte Missstände abgestellt werden. Es gibt eher Vereinbarungen zu Arbeits- und Pausenzeiten, sodass die Beschäftigten ihre schwierige Arbeit besser ausführen können.

Die Befragungsergebnisse sollen nun in tarifpolitische Forderungen einfließen sowie in Forderungen an die Politik in Bund, Ländern und Kommunen, sagte Sylvia Bühler, für den Gesundheitsbereich zuständiges ver.di-Bundesvorstandsmitglied.

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