Sorge um Chancen

Ausbildung – Mehr als vier von zehn Betrieben konnten laut einer Studie des Deutschen Industrie- und Handelskammertags 2021 nicht alle ihre Ausbildungsplätze besetzen. Im gerade begonnenen Ausbildungsjahr 2022 sieht es nicht besser aus. Und obwohl es noch viele freie Plätze gibt, sorgt sich mehr als die Hälfte der Jugendlichen in Deutschland um ihre Chancen auf dem Ausbildungsmarkt, so das Ergebnis einer Umfrage der Bertelsmann Stiftung aus dem Frühsommer. Vor allem Jugendliche mit niedriger Schulbildung sind besonders pessimistisch. Ungeachtet der Chancen steht die eigene Ausbildung bei den Befragten hoch im Kurs: 80 Prozent der Schüler*innen mit niedriger und 78 Prozent derjenigen mit mittlerer Schulbildung möchten auf jeden Fall eine Ausbildung machen, ein weiteres Fünftel ist noch unentschieden.

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Foto: Czajkowski/dpa

Weniger Bildung

UN-Index– Laut dem Index der menschlichen Entwicklung der UN-Entwicklungsagentur UNDP haben sich in neun von zehn Ländern die Lebensverhältnisse der Menschen 2021 verschlechtert. Corona ist demnach der entscheidende Auslöser. Schon 2020 ging der Index erstmals zurück. Die Rückgänge haben laut UNDP Errungenschaften der vorangegangenen fünf Jahre zunichtegemacht. In die Berechnung des Index fließen Kriterien wie Lebenserwartung, Einkommen und die durchschnittliche Dauer der Schulbildung ein. Der Rückgang bedeute, "dass wir früher sterben, weniger gut gebildet sind, dass unsere Einkommen sinken", sagt UNDP-Chef Achim Steiner. Das führe zu einem verbreiteten Gefühl von "Verzweiflung, Frustration, Zukunftsangst".

Frühe Grenzen

Bildungsintegration –Wie geflüchtete Jugendliche im deutschen Bildungssystem ankommen, hängt im föderalen Schulsystem davon ab, in welchem Bundesland sie leben. In einer neuen Studie zeigen Forschende des Leibniz-Instituts für Bildungsverläufe (LIfBi) und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) den Einfluss der Bildungspolitik von Bundesländern auf den Schuleintritt von geflüchteten Jugendlichen. Die untersuchten Geflüchteten warteten demnach oftmals lange auf den Schulstart, wurden zunächst häufig in Neuzugewanderten-Klassen eingeschult und besuchten vergleichsweise häufig niedrigere Schulformen. Aufgrund der oft geringen Durchlässigkeit des deutschen Schulsystems sind ihnen dadurch zum Teil schon früh im Integrationsprozess Grenzen für ihren weiteren Bildungsverlauf gesetzt.