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Streik im DHL-Paketzentrum Lahr in Baden-WürttembergFOTO: DPA

Auch bei der zweiten Verhandlungsrunde mit der Deutschen Post AG haben die Arbeitgeber kein akzeptables Angebot vorgelegt. Das provozierte Streiks. Direkt nach den gescheiterten Gesprächen am 19. Januar hat ver.di bundesweit zu ganztägigen Arbeitsniederlegungen aufgerufen. Noch in der Nacht folgten in den Brief- und Paketzentren hunderte Beschäftigte dem Aufruf, bis zum Wochenende waren rund 30.000 Beschäftigte im Streik. In der Folgewoche legten erneut 42.000 Beschäftigte ihre Arbeit nieder.

"Die Arbeitgeber haben sich sehr deutlich geäußert, dass sie nicht bereit sind, den Reallohnverlust und die Inflation auszugleichen. Dies sei nicht finanzierbar. Diese Sichtweise ist für uns nicht akzeptabel", sagte die stellvertretende ver.di-Vorsitzende und Verhandlungsführerin Andrea Kocsis. "Scheinbar zählen für die Arbeitgeber die Fakten nicht. Unsere Tarifforderungen sind notwendig, gerecht und machbar."

Die Deutsche Post AG zählt zu den Krisengewinnern: Während der Corona-Pandemie 2020 ist das Sendungsvolumen rasant gestiegen und hat sich bis jetzt auf einem hohen Niveau gehalten. Der Dax-Konzerns macht fette Gewinne. Ende 2021 konnte das Unternehmen mit einem Rekordergebnis von 5,1 Milliarden abschließen und strebt auch für 2022 ein sehr gutes Ergebnis an.

Erwirtschaftet wird der Erfolg von den Beschäftigten, die Tag für Tag die Briefe und Pakete ausliefern und angesichts des hohen Sendungsvolumens vielfach einer hohen körperlichen und psychischen Belastung ausgesetzt sind. Zugleich sollen sie immer schneller, immer schwerer, immer mehr transportieren, um den Umsatz weiter zu steigern. Doch der überwiegende Teil der Beschäftigten hat nur ein niedriges Einkommen. Damit sind die Reallohnverluste schlichtweg nicht zu verkraften. "Dass die Arbeitgeber den Ausgleich von Reallohnverlusten verweigern, ist angesichts der Milliardengewinne des Konzerns eine Provokation", so Andrea Kocsis.

Die Streiks haben die Arbeitgeber daran erinnert, wem sie die Erfolge zu verdanken haben. 160.000 Tarifbeschäftigte arbeiten bei der Deutschen Post AG. 140.000 von ihnen sind in den Entgeltgruppen 1 bis 3 eingruppiert. Das bedeutet, das Monatsgrundentgelt in diesen Entgeltgruppen beträgt zwischen 2.108 und 3.090 Euro brutto. Diese Beschäftigten sind im besonderen Maße von der hohen Inflation betroffen, da sie einen großen Anteil ihres Nettoeinkommens für Nahrungsmittel und Energie aufbringen müssen.

ver.di fordert für die Beschäftigten bei der Deutschen Post AG 15 Prozent mehr Lohn bei einer Laufzeit von zwölf Monaten – eine Erhöhung, die angesichts der niedrigen Gehälter absolut notwendig und gerechtfertigt ist. Die Ausbildungsvergütungen sollen für jedes Ausbildungsjahr um 200 Euro pro Monat angehoben werden. ml

Die Tarifverhandlungen werden eine Woche nach Druck der ver.di publik am 8. und 9. Februar 2023 fortgesetzt. Aktuelle Informationen gibt es dann auf verdi.de