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Plakatver.di Stuttgart

"Bitte kümmert euch um wichtige Themen. Hört auf Menschen zu pervertieren – vor allem Jugendliche", schrieb ein Kollege im Juli 2022 als Antwort auf die Einladung zur Diskussionsveranstaltung "Trans*-Frauen sind Frauen!" vom Arbeitskreis LSBTTIQ des ver.di-Bezirks Stuttgart. Zehntausende Mitglieder im Bezirk hatten einige Wochen vor der Diskussionsveranstaltung die Einladung in ihr Mail-Postfach erhalten. Neben zahlreichen Anmeldungen kamen aber auch hunderte Nachrichten, die den Eindruck vermitteln, der ver.di-Arbeitskreis würde zum nächsten Sodom und Gomorrah verlottern.

"Da können Sie noch so viel Imperativ in Ihren Veranstaltungstitel packen. Transfrauen sind und bleiben biologische Männer. Aber spannend, dass es bei dem Thema mal wieder ausschließlich um die Pimmelfraktion geht. Die Lebensrealität und die Akzeptanz der Transmänner darf sich in guter alter patriarchaler Tradition mal wieder mitgemeint fühlen? Wenn Transfrauen Frauen sind, sind Frauen dann auch Transfrauen? Verschonen Sie mich mit Ihrem misogynen Scheißdreck!", heißt es in einer weiteren Zuschrift.

"Natürlich wird die Veranstaltung trotzdem stattfinden! Solche Nachrichten erhalten wir auch außerhalb der Gewerkschaft – das hindert uns aber nicht daran Tag für Tag für Gleichberechtigung am Arbeitsplatz und in der Gesellschaft einzutreten", entgegnete Sven Tröndle, Sprecher des Arbeitskreises.

Auch von der Bezirksgeschäftsführung gab es daraufhin eine klare Botschaft. Neben der Veröffentlichung des Statements "Wir sind viele, wir sind bunt, wir sind Gewerkschaft" nahmen sich die Geschäftsführer*innen Cuno Brune-Hägele und Sidar Carman jeden Kommentar einzeln vor: "Wer meint, dass es für uns als Gewerkschaft irgendeinen Unterschied macht, ob und welches Geschlecht bei den Kolleg*innen im Reisepass steht, hat sich verrechnet. Gewerkschaft heißt und hieß schon immer Stärke durch Solidarität und Gemeinschaft und nicht teile und herrsche."

Selbstbewusst geht es nach Beschluss des Arbeitskreises dieses Jahr in die zweite Runde. "Primär haben sich letztes Jahr männliche Kollegen über die Veranstaltung beschwert. Da dachten wir uns, wir machen das nächste Fass auf." Aus diesem Grund findet am 20. Juli um 18 Uhr 30 im Gewerkschaftshaus die Fortsetzung mit dem Titel "Trans*-Männer sind Männer!" statt (siehe Randspalte).

Nichts dürfte für hitzigere Diskussionen sorgen als die Frage "Wann ist ein Mann ein Mann?".