Was können Mitglieder tun, um in ihrem Betrieb aktiv zu werden? Wie gewinnt man weitere Mitglieder, um mehr durchzusetzen? Wir stellen verschiedene "Werkzeuge" vor, die in gewerkschaftlicher Arbeit und Auseinandersetzungen erfolgreich eingesetzt werden. Dieses Mal erzählt Kira Hülsmann, Intensivpflegekraft am Uniklinikum Köln, von ihren Erfahrungen mit dem sogenannten Mapping, dem Erstellen einer Art Betriebskarte.

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Kira HülmannFoto: privat

Wann habt ihr das Mapping gemacht? Angefangen haben wir das mit unserer Krankenhausbewegung "Notruf NRW" 2022. Wir haben damals mit Teamkarten gearbeitet und auf diesen die Mitarbeiter*innen für alle Bereiche und Stationen aufgelistet. Wir haben sie verschiedenfarbig markiert, um zu erkennen, wo wir schon Leute an Bord haben, wo wir noch mal hingehen, wo wir intensiver in Gespräche gehen müssen. Ich habe das für meine Station gemacht.

Wie sah das genau aus? Alle Personen, die ver.di-Mitglied sind, haben wir auf unseren Teamkarten mit einem Textmarker markiert. Alle, die wir zur Forderungsfindung interviewt haben, haben dann einen blauen Punkt bekommen, alle, die später die Mehrheitspetition für den Notruf NRW unterschrieben haben, bekamen einen grünen Punkt und später – als wir dann kurz vorm unbefristeten Streik standen – haben wir einen roten Punkt für "streikbereit" benutzt. Wir haben das in jedem Team gemacht und in der letzten TDL-Runde wieder aufgenommen. Selbstverständlich muss dabei auch immer der Datenschutz gewahrt bleiben, die Listen sind nur für interne Zwecke.

Habt ihr es für den ganzen Betrieb gemacht? Ja. Das Betriebsmapping haben wir aber gemeinsam als Arbeitskampfleitung gemacht. Das ist ein bisschen größer, da geht es um den ganzen Betrieb.

Was bringt so ein Mapping? Es ist ein sehr cooles Instrument, um einen guten Überblick zu bekommen. Gerade wenn man anfängt mit gewerkschaftlicher Arbeit, macht es total Sinn, um zu sehen, was für Bereiche es eigentlich gibt. Zum Beispiel die Uniklinik Köln: Riesiger Betrieb, riesiger Arbeitgeber. Mit so einem Mapping kann man das mega gut aufschlüsseln und verständlich machen. Es hilft auch ungemein, genau zu sehen, wo sind Bereiche schlecht organisiert, wo brauchen Leute Unterstützung, wo muss man gezielter in Gespräche gehen. Im Ergebnis hat man dann weniger blinde Flecken im Betrieb. Bei uns hat es echt gut funktioniert. Wir hatten viele Bereiche am Start, die in den letzten Jahren gar nicht so präsent waren.

Und dadurch auch mehr Mitglieder? Ja, wir hatten einen riesigen Mitgliederzuwachs. Auch in der Tarifrunde der Länder Ende letzten Jahres hat man das gemerkt. Wir hatten noch nie eine Tarifrunde, wo so viele neue Mitglieder dazukamen – an jedem Streiktag mindestens vier neue Leute. Ich glaube, das lag auch mit an diesem Mapping, weil wir viel gezielter mit den Leuten gesprochen hatten.

Welche Tipps hast du für Kolleg*innen aus anderen Betrieben? Unbedingt mit einem Betriebsmapping anfangen und keine Angst davor haben! Das ist zwar einmal sehr viel Arbeit, aber wenn man es erstellt hat, muss man es immer nur aktualisieren und ergänzen. Das geht dann schnell. Und es hilft wahnsinnig viel. Und allgemein: Nie vergessen, wie wichtig 1:1-Gespräche sind und wie wichtig solche Instrumente sind, um weiterzukommen und stärker zu werden.

ver.di bietet dieses und anderes "Gewerkschaftswerkzeug" in Schulungen an. Einen tieferen Einblick und Materialien findest du auf der Seite des Projektes Zukunft der Mitgliedergewinnung unter zdm-werkzeuge.verdi.de