Nabil Yacoub hat Verbündete und Mitstreiter und einen vollen Arbeitstag

Für die Arbeit und das Anliegen des Ausländerrates Dresden e.V. sind ihm Öffentlichkeit, Mitwirken und Verständnis wichtig. Nabil Yacoub ist der Geschäftsführer des Vereins, der als internationales Begegnungszentrum mit verschiedenen Aufgabenschwerpunkten und Projekten in erster Linie die Integration von Migrantinnen und Migranten, ihre Gleichberechtigung und Akzeptanz befördert und umfangreiche Beratungen anbietet.

N. Yacoub, aktiv im Ruhestand

Bis zum September 2006 führte er die Geschäfte noch im Beruf. Heute tut er dies im Ehrenamt. Er ist also im Ruhestand - besser: Unruhestand. Der Ausländerrat hat nicht die Gelder, weiterhin einen Geschäftsführer zu finanzieren, aber jede Menge Arbeit ist zu erledigen. Und er will sie tun. Wenn es alljährlich dem Jahresende zugeht, drehen sich Nabil Yacoubs Aufgaben vor allem um die Finanzen. Das zieht sich meist bis Januar hin. Es gilt, die Haushaltsmittel für das kommende oder das bereits laufende Jahr zusammenzubekommen, um die Fortführung der Arbeit zu gewährleisten.

Das ist ihm für 2007 wieder gelungen, zumindest haben alle Beteiligten ihre Überweisungen angekündigt oder bereits erledigt. Alle Jahre wieder ist dies ein Gezerre. Die Gelder kommen vom Jugendamt, vom Kulturamt, dem Sozialamt, der Stadtkämmerei. Auch aus dem Europäischen Flüchtlingsfonds gibt es Finanzen, aber auch nur dann, wenn die Stadt ihre Anteile bezahlt.

Da türmen sich oft neue Probleme auf: Denn die EU-Gelder kommen rückwirkend, also muss der Verein vorschießen. Dazu nimmt er einen Kredit auf, Zinsen fallen an. Es ist ein schwieriges Ringen. Die Mitarbeiter des Hauses auf der Dresdner Heinrich-Zille-Straße haben alle immer nur einen Arbeitsvertrag für ein Jahr. Wenn dann das Geld im Dezember bewilligt ist, verlängert sich ihr Arbeitsverhältnis wieder um ein Jahr. Dass dies so ist, erzählt Yacoub, hat mit Defiziten in der Politik der Stadt und des Landes zu tun.

Bildung und Sozialarbeit

Es gibt keine Integration ohne Orientierungshilfe. Dazu bedarf es einer Anlaufstelle und die muss finanziell ausgestattet sein. Der Ausländerrat hat erfahrene Berater, in elf Sprachen erteilen sie den Hilfe und Beratung Suchenden Auskunft. Der Verein leistet Informations- und Bildungsarbeit, ist für Kinder- und Jugendliche aktiv, bietet Weiterbildung, Seminare und Projekte in Schulen an. Im Regierungsbezirk ist er dort mit mobilen Beratern unterwegs, wo es keine festen Strukturen für Migranten oder binationale Familien gibt. Auf einen Nenner gebracht: Der Ausländerrat leistet auch für Kommunen und Landkreise Arbeit im sozialen Bereich, die zu deren Pflichtaufgaben gehören.

Deshalb ist Nabil Yacoub der Meinung, dass der Ausländerrat als Partner und als Ergänzung der Arbeit der Kommunen verstanden werden und so auch arbeitsfähig sein muss. Der Verein sucht Unterstützung in der Öffentlichkeit, bei Bürgerinitiativen, Gewerkschaften, Parteien, den Fraktionen im Stadtrat und im Landtag, um auch den Menschen, die an die Türen unserer Gesellschaft klopfen, Einlass und Hilfe zu gewähren.

Nabil Yacoub ist seit Jahren ver.di-Mitglied und bestrebt, Kolleginnen und Kollegen zu gewinnen, um mit ihrer Hilfe Gerechtigkeit und Menschlichkeit für Migrantinnen und Migranten in unserer Gesellschaft durchzusetzen. Sie brauchen Unterstützung, um sich restriktiver Auslegung von Gesetzen zu erwehren und eine wirkliche Integration zu erfahren.

Im Ausländerrat Dresden e.V. unterstützen Mitglieder, Fördermitglieder und zahlreiche ehrenamtliche Mitstreiter die tägliche Arbeit für zirka 30000 Menschen mit Migrationshintergrund, die es in Dresden gibt. Rechnet man mal die zur Verfügung stehenden Gelder um, hat der Ausländerrat für jeden dieser 30000 Menschen im Monat einen Euro zu Verfügung.

Für ein Klima des Verständnisses und der Toleranz werben Nabil Yacoub und seine Mitstreiter besonders bei den politischen Entscheidungsträgern in der Stadt und im Land. ver.di-Kolleginnen und Kollegen unterstützen dies.

BIRGIT TRAGSDORF