Gleiche Bildungschancen für alle Kinder

"Chancengerechtigkeit darf nicht nur ein Schlagwort in politischen Absichtserklärungen sein", fordern die in ver.di organisierten Beschäftigten in der Sozial-, Kinder- und Jugendhilfe. Thüringen sei in den letzten Jahren bei der Qualitätsentwicklung der frühkindlichen Bildung auf einem guten Weg gewesen, beispielsweise mit verschiedenen Modellprojekten wie der Fachberatung für Kindertagesstätten und der Einführung der Leitlinien für die frühkindliche Bildung. Nun scheine der Freistaat diesen Weg zu verlassen, meinen die Beschäftigten.

Das neue Kindertagesstättengesetz habe bereits spürbar für Verschlechterungen gesorgt. Steigende Elterngebühren, weniger Personal, größere Kindergruppen und fehlende Zuschüsse des Landes haben wenig zur Qualitätssicherung bzw. Qualitätssteigerung beigetragen. Da scheint der positive Ansatz, der sich auf die Einführung des Bildungsplanes für Kinder von null bis zu zehn Jahren bezieht, fraglich. "Wenn aus dem guten vorliegenden Bildungsplan pädagogische Praxisarbeit werden soll, bedarf es dringender Nachbesserung der Rahmenbedingungen für die Kindereinrichtungen", sagt Karin Senf, Vorsitzende der Fachgruppe SKJ im Fachbereich Gemeinden bei ver.di Thüringen. "Besonders die Vor- und Nachbereitungszeit der Erzieherinnen muss dringend und bald erhöht werden."

Die pädagogischen Fachkräfte benötigen Fort- und Weiterbildung, Zeit für die Reflexion der eigenen Arbeit, für teaminterne pädagogische Beratungen über die Einordnung des Bildungsplans in die Konzeption der Einrichtung und fachliche Anleitung und Beratung. "Kindereinrichtungen brauchen eine ausreichende finanzielle Ausstattung", lautet Karin Senfs Schlussfolgerung. Wie sagte der Bundespräsident in seiner Neujahrsansprache 2007? "Wer früh erfährt, wie spannend es ist, immer wieder Neues zu lernen, dem wird es leichter fallen, offen und neugierig zu bleiben - ein Leben lang." Recht hat er.CHRISTA RAUNITSCHKE