Ein Reisebericht der etwas anderen Art

Nicaragua gehört zu den ärmsten Ländern unserer Erde. In einem Gebiet, das halb so groß ist wie die Bundesrepublik, leben 5,6 Millionen Einwohner, die Hälfte von ihnen ist jünger als 15 Jahre. 26 bis 28 Prozent der arbeitsfähigen Bevölkerung sind arbeitslos. Diejenigen, die Arbeit haben, bekommen dafür oft nur einen Hungerlohn. Ein Viertel von ihnen hat überhaupt kein regelmäßiges Einkommen.

Müllabfuhr in San Marcos: noch nicht lange selbstverständlich

Das Recycling-Projekt

Sylvia Brenner, Geschäftsführerin des Thüringer ver.di-Bildungswerks, besuchte die kleine Stadt San Marcos. Sie berichtete von ihren Reiseeindrücken, aber auch vom Engagement einiger Thüringerinnen und Thüringer, deren Arbeit Mut macht. So lernte sie die engagierte Arbeit des Vereins EINE-Welt-Haus in Jena kennen. Der Ost-thüringer Verein gibt mit seinem Partnerverein APRODIM San Marcos juristische Beratung und Rechtshilfe bei Fällen von Gewalt in Familien, arbeitet an der Etablierung landwirtschaftlicher Produktionsformen und vermittelt Patenschaften für die Schulausbildung von Kindern. Mittlerweile finanzieren 70 Thüringer die Schule für Kinder und Jugendliche in der Region San Marcos; auch einige ver.di-Mitglieder beteiligen sich daran.

Daneben ist ein Recycling-Projekt angelaufen. Der Müll besteht zu 80 Prozent aus organischen Stoffen. Da es keine Müllabfuhr gibt, wird der Müll - auch Plastik - einfach vor der Hütte verbrannt. Das stinkt nicht nur zum Himmel, es ist auch gefährlich. Das Müllprojekt für San Marcos wird gemeinsam mit der Stadtverwaltung realisiert.

Die neue Dusche

Zwölf Arbeiter der Stadt sammeln und trennen den Müll. Im ersten Schritt lernten sie in Weiterbildungen, welchen Sinn es hat, Müll zu trennen, wie gesundheitsschädlich ihre Arbeit ist, wie sie auf Hygiene achten müssen. Eine Dusche wurde für sie gebaut, Arbeitsschutzkleidung gekauft.

Inzwischen ist das Projekt weiter fortgeschritten. Auf einer Deponie wird der Müll getrennt. Der organische Müll wird kompostiert, an Baumschulen und bei Messen verkauft. Der Verein vermittelt Anregungen, wie aus Blechdosen und Plastikflaschen kreatives Spielzeug gestaltet und auf Märkten verkauft werden kann. Mit Hilfe solcher Anleitungen zur Selbsthilfe können sich Familien wieder eine eigene Existenzgrundlage schaffen.

Sylvia Brenner wird sich weiter in Nicaragua engagieren. Zurzeit ermöglicht sie durch finanzielle Unterstützung einem Jungen die Ausbildung zum Landwirt. "Oft hatte ich darüber nachgedacht, so eine Patenschaft zu übernehmen", erzählt sie. "Was mich immer abschreckte, waren die Berichte über den Missbrauch gespendeter Gelder. Jetzt habe ich durch eigene Anschauung die Sicherheit, dass mein Geld fast komplett einem jungen Menschen zugute kommt. Ich kann andere nur ermutigen, etwas Ähnliches zu tun."

www.einewelt-jena.de/ewh/nicaragua.htm