Nach dem Umzug von Bundestag und Regierung nach Berlin, lässt es sich in den Hotels der alten Bundeshauptstadt jetzt klimaneutral urlauben

Bonn - das ist das Beethovenhaus, die Open-Air-Konzerte am Museumsplatz, international besuchte Kunstausstellungen, der "Rhein in Flammen" und der jährliche Rhein-Energie-Marathon, den die Deutsche Telekom veranstaltet, Kabarett und Karneval. Die ehemalige Bundeshauptstadt hat seit dem Umzug von Bundestag und Regierung nach Berlin einen erfolgreichen Strukturwandel vollzogen, profitiert vom Tourismus und ist zudem neuer UNO-Standort, unter anderem auch Sitz des Ständigen Sekretariats der Klimarahmenkonvention (UNFCCC).

Gelebte Nachhaltigkeit

Mit dem Projekt "Sustainable Bonn" hat die Stadt nun den Anstoß für eine gelebte Nachhaltigkeit im Hotel- und Konferenzsektor gegeben. Zehn renommierte Bonner Hotels einschließlich der Tourismus & Congress GmbH sind seit August 2006 einer nachhaltigen Wirtschaftsweise ein gutes Stück näher gekommen. Am Anfang standen vor allem eine Bestandsaufnahme vor Ort und Schulungen der Mitarbeiter auf dem Programm.

Die Betriebe wurden in der Ausbildungsphase von der ARQUM Gesellschaft für Arbeitsicherheits-, Qualitäts- und Umweltmanagement und der Energie Agentur NRW beraten.

Brot aus dem grünen Laden

Heute profitieren beispielsweise im Hotel Kanzler Mitarbeiter von einem Bonusprogramm, das Ideen für mehr Nachhaltigkeit prämiert. Nachdem der Einkauf nach Nachhaltigkeitskriterien eingeführt wurde, haben einige Hotels Lebensmittel aus fairem Handel, artgerechter Tierhaltung und biologischem Anbau auf der Speisekarte.

"Besonders Kaffee aus fairem Handel kommt bei uns gut an, wobei Gäste aus Belgien und den Niederlanden das Fairtrade-Logo offensichtlich sehr viel besser kennen als unsere deutschen Bonn-Besucher", meint Hotelbesitzer Alfons Aigner. Das kleine Hotel Aigner in der Bonner Altstadt bezieht schon seit Jahren Biobrot aus dem Grünen Laden um die Ecke - mit guter Resonanz. "Die Gäste kaufen sich vor der Abreise gern noch ein wohlschmeckendes Vollkornbrot", erklärt Aigner. "Generell ist es aber wichtig, die Gäste auf ökologische Alternativen aufmerksam zu machen. Das geht über die Speisekarte natürlich einfacher als über den Hinweis auf unsere umweltschonenden Heizungspumpen".

Zur Fortbewegung werden den Gästen Fahrräder angeboten. Im traditionellen Rheinhotel Dreesen, seit mehr als 100 Jahren ein Hort klassischer Hotelkultur, richtete man einen Shuttle-Service ein, der den Umstieg auf den ÖPNV erleichtert.

Regenwasserzisternen und sparsame Minibars

Großen Erfolg hatten die Anreize zum Wasser- und Energiesparen, die nicht nur einen effektiven Beitrag zur Umweltbelastung leisten, sondern deutlich zur Senkung der Betriebskosten beitragen. Durch den Bau von Regenwasserzisternen zur Bewässerung der Grünanlagen und den Einsatz Wasser sparender Armaturen konnte der Wasserverbrauch reduziert werden. Vor der Umrüstung ihrer Beleuchtungskonzepte, der Einführung energieeffizienter Minibars und selbst vor umfassenden Wärmeisolierungsmaßnahmen schreckten die Unternehmen nach einer eingehenden Beratung nicht zurück. Einige Hotels planen den Einbau eines Blockheizkraftwerks. Auch das macht nicht nur ein gutes Gewissen, sondern schont ebenso den Geldbeutel.

MARIANNE WOLLENWEBER

www.sustainable-bonn.de