Mehr Arbeit, mehr Druck, mehr Unsicherheit. Ein ver.di-Buch zeigt, was man gemeinsam tun kann

Kaufmarkt Feneberg, Kempten im Allgäu. Betriebsrat Stefan Schwarz spricht vom Preiskampf im Einzelhandel, von dem Druck in seinem Betrieb, mit immer weniger Personal immer mehr leisten zu müssen. Von längeren Öffnungszeiten, die Mütter in die Enge treiben. Von Menschen, die mit 55 arbeitslos werden, ohne Chance auf neue Arbeit. "Wenn man etwas gespart und eine Wohnung als Altersvorsorge gekauft hat, muss man wegen Hartz IV Angst haben, sie verkaufen zu müssen - und das Auto gleich mit", sagt Schwarz. "Allein diese Vision schürt Angst."

In seiner Arbeit als Betriebsrat begegnet Schwarz der Angst immer öfter. "Neulich sollte eine Kollegin, die lange krank gewesen war, wieder arbeiten. Sie war voller Angst vor dem Krankenrückkehrgespräch mit der Betriebsärztin, das für solche Fälle vorgeschrieben ist. Sie fürchtete, dass sie nun nicht mehr in der Metzgereiabteilung arbeiten darf. Aber das Gespräch half ihr."

In einem anderen Fall bekam ein Kollege eine Abmahnung. Er wollte an einem Montag frei haben, sein Abteilungsleiter lehnte das ab. Dann wurde der Kollege am Wochenende krank, kam Montag nicht zur Arbeit, ging am Dienstag zum Arzt. Der Arzt schrieb ihn ab Dienstag arbeitsunfähig. Der Abteilungsleiter glaubte ihm die Krankheit nicht. "Der Kollege hatte große Angst vor den Folgen einer Gegendarstellung", erzählt Schwarz. "Aber er hat sich schließlich doch durchgerungen. Und die Abmahnung wurde am Ende aus seiner Personalakte entfernt."

Sich zu wehren lohnt sich. Schwarz empfiehlt Kollegen die ver.di-Broschüre Wie wir gemeinsam aus Angst Mut machen können. Darin wird aufgefordert, sich mit seinen Ängsten auseinanderzusetzen, was auch schon Mut braucht. Das Buch entstand auf Anregung ehrenamtlich aktiver Gewerkschafter und zeigt Ansätze für gewerkschaftliches Handeln. Juha Päätalo