In Thailand geht's, in deutschen Landen auch: Man kann wieder Flussfische essen

In Thailand gibt es bei Nakhon Pathom an einem Nebenarm des Mekongs ein Fischrestaurant, dessen Terrassen direkt über'm Fluss von dicken Holzpfeilern getragen werden. Die Reste der mit Koriander, Chili und Ingwer zubereiteten Fische werfen die Gäste gern über die Balustrade wieder in den Fluss zurück. Unten im Wasser tummeln sich nämlich Schwärme von Fischen. Irgendwann landen auch sie wohl genährt an der Angel und dann oben im Restaurant im Topf oder in der Pfanne.

Vergegenwärtigt man sich, dass nur wenige Meter weiter Menschen in diesem Fluss ihre Wäsche waschen, ihre Notdurft erledigen und ihr Trinkwasser daraus gewinnen, könnte sich einem der Magen umdrehen. Muss er aber nicht. Weil nicht alle Fische, die im Restaurant zubereitet werden, aus diesem Fluss kommen. Und weil die Wasserqualität dieses Flusses gar nicht so schlecht ist, wie die braune Brühe vermuten lässt. Durch den Fluss des Wassers werden immer wieder Stoffe, auch Schadstoffe, umgewälzt, abgebaut oder ins Meer abtransportiert.

Kein Traum - saubere Flüsse und gesunde Fische

Trotzdem gelangen sie auch in die Fische, durch das Plankton oder wenn große Fische kleine belastete Fische fressen. Deshalb träumt die Europäische Union vom thailändischen Szenario unter besten Bedingungen. Zur EU-Wasserrahmenrichtlinie heißt es in einem Infoblatt: "Ohne Bedenken in Flüssen baden und abends im Restaurant einen leckeren Flussfisch essen können - eine Vorstellung, die hoffentlich in Zukunft Realität werden wird."

Die EU-Richtlinie wurde im Jahr 2000 verabschiedet, und seither hat sich vieles getan. Vier Jahre lang wurden über alle europäischen Gewässer Zustandsdaten gesammelt. Bis 2009 sollen nun alle Staaten Pläne entwickeln, wie sie ihre Gewässer wieder in ihren Naturzustand zurückführen wollen. Bis 2015 soll das Ziel der so genannten Renaturierung erreicht sein. In Deutschland ist man diesem Ziel bereits sehr nah. Rocco Buchta vom Fachausschuss "Lebendige Flüsse" beim Naturschutzbund bestätigt, dass sich in allen deutschen Gewässern die Wasserqualität sehr verbessert habe. Fische aus der Elbe, dem Rhein oder der Oder könne man heute schon wieder essen, selbst wenn die Oder noch durch Abwässer aus Polen belastet sei. Aber wie kein anderes Land in Europa habe Deutschland "enorme Anstrengungen" gemacht, die Wassergüte zu optimieren.

Dennoch betont Buchta, dass immer noch Rückstände von Schwermetallen und chlorierten Kohlenwasserstoffen in Flussfischen zu finden sind. Er rät daher, nicht mehr als ein Kilogramm Flussfisch pro Woche zu verzehren. Da der jährliche Pro-Kopf-Fischverbrauch hierzulande bei rund 13 Kilogramm liegt, dürften da nur passionierte Angler gefährdet sein. Für die bringen die meisten Landesumweltministerien Merkblätter heraus. Nur vom Genuss von Flussaalen wird wegen anhaltender Belastungen ganz abgeraten.

Aal satt isst man dann eben am Steinhuder Meer. Dort geht es schon seit Jahrzehnten ein bisschen wie in Thailand zu. PETRA WELZEL

Rezepte zum Zubereiten von Flussfischen unter www.aalfred.de