Fragen an Ute Kulczyk

Ute Kulczyk (54), Erzieherin, seit 1972 bei der Stadt Hannover, seit 1989 als Leiterin in verschiedenen Kindertagesstätten in sozialen Brennpunkten. In der Gewerkschaft seit 1978, ehrenamtlich engagiert. Sie ist derzeit verantwortlich für 145 Kinder, die von einem interkulturellen Team betreut werden. Etwa 80 Prozent der Kinder haben einen Migrationshintergrund.

WIE SIEHT ARBEIT AUS, DIE DICH ZUFRIEDEN MACHT?

Arbeit füllt mich aus, wenn ich mit Herz, Hand und Verstand arbeiten, ich das Funkeln in Kinderaugen sehen und immer noch etwas dabei lernen kann.

WAS WAR DEIN TRAUMBERUF?

Mein Traumberuf war und ist es, mit Menschen zusammen zu arbeiten.

UND WAS HAST DU IN DEINEM LEBEN NOCH VOR?

Ich hoffe, gesund zu bleiben, und dass ich noch vielen Menschen begegnen darf, die das Leben reich machen.

MACHT DICH GELD GLÜCKLICH?

Mein Glück ist mit Gold nicht aufzuwiegen.

WOFÜR GIBST DU GERN GELD AUS?

Ich liebe Bücher, Musik und Theater und ein Islandpferd, dafür gebe ich ziemlich "viel" Geld aus.

WAS KANN DEINE GEWERKSCHAFT FÜR DICH TUN?

Ich würde gern auf Gewerkschaftsebene die politische Debatte über Kinderbetreuung in eine Richtung führen, die den Blick auf mehr Qualität als auf Quantität öffnet. Das Geheimnis des finnischen Pisaerfolges beruht eindeutig auf der Qualität der Bildungseinrichtungen. Es wird nicht ausgegrenzt, sondern integriert. Dies wird uns nicht gelingen, trotz aller neuen, mit der heißen Nadel gestrickten Konzepte, wenn wir nur in mehr Plätze investieren. Wir müssen endlich, wie schon in den 70er Jahren gefordert, die Gruppengröße reduzieren und mehr Fachpersonal beschäftigen, das durch eine qualifizierte Ausbildung unseren Kindern, unserer Zukunft adäquate Entwicklungs- und Bildungschancen ermöglicht. Armut bedeutet auch immer Benachteiligung in der Bildung. Bildung aber beugt späterer Armut vor.

WO HÖRT DEINE SOLIDARITÄT AUF?

Da, wo Respekt verloren geht und Ausgrenzung beginnt.

DU HAST UNERWARTET 15 MINUTEN FREIE ZEIT. WAS FÄNGST DU DAMIT AN?

Ich genieße möglichst jede freie Minute in der Natur und suche Stille und nach meinen inneren Bildern.

IST ARBEIT DEIN HALBES LEBEN?

Arbeiten bedeutet für mich auch leben.

WIE SIEHT DIE ANDERE HÄLFTE AUS?

Ich lebe und liebe das Leben mit meiner Familie, meinen Freunden, im Garten, beim Reisen, Wandern und Reiten.