Frauenministerium kündigt Hilfen für Mütter an, die nach der Erziehungszeit in den Beruf zurück wollen

Mütter müssen sich häufig mit einem 400-Euro-Job begnügen, nur die Hälfte der Frauen mit Kindern ist Vollzeit beschäftigt. Vor allem Verheiratete konnten von der Bundesagentur für Arbeit (BA) bisher kaum Unterstützung erwarten: Verdienen ihre Männer mehr als die Hartz-IV-Bedarfsgrenze, so erhalten sie kein Arbeitslosengeld und folglich auch nur selten ein Weiterbildungsangebot; schließlich bedeutet ihre Vermittlung in den Arbeitsmarkt für die Bundesagentur keine finanzielle Entlastung. "Der Gesetzgeber hat eine solche betriebswirtschaftliche Betrachtung vorgesehen", bestätigt BA-Sprecherin Frauke Wille.

Doch nun soll sich die missliche Lage von Berufsrückkehrerinnen verbessern, verspricht Bundesfrauenministerin Ursula von der Leyen (CDU). Am Weltfrauentag hat sie ein Programm angekündigt, das aus drei Elementen besteht. Zum einen gibt es 14 Millionen Euro aus Brüssel. Damit sollen konkrete Projekte aufgebaut werden, die Wege für eine erfolgreiche Integration von Müttern in den Arbeitsmarkt aufzeigen. Derzeit entwickeln Wirtschafts- und Frauenverbände in Zusammenarbeit mit Beratungseinrichtungen Kriterien für solche Maßnahmen, ab Spätsommer können sich dann Bildungseinrichtungen und andere Träger darum bewerben. Frühestens kurz vor Weihnachten dürften die ersten Angebote für Frauen nutzbar sein. Ebenfalls gegen Ende des Jahres soll ein Internet-Portal online gehen, das Wiedereinsteigerinnen eine Übersicht über alle Angebote und Anlaufstellen in ihrer Region gibt.

Ein Fachkräftemangel droht

Auch die Bundesagentur für Arbeit hat versprochen, sich nun für Frauen nach der Kinderpause stark zu machen. Hintergrund ist vor allem der sich abzeichnende Fachkräftemangel in vielen Branchen. Weil 87 Prozent der rückkehrwilligen Mütter eine abgeschlossene Berufsausbildung vorweisen können, reicht in vielen Fällen ein EDV-Kurs oder ein anderer Qualifizierungsbaustein, so das Kalkül. Am Weltfrauentag war von Seiten der BA von "zusätzlich bis zu 175 Millionen Euro in diesem Jahr" die Rede - was tatsächlich eine erkleckliche Summe für die 60000 als arbeitslos gemeldeten Wiedereinstiegswilligen gewesen wäre. Doch auf Nachfrage musste die BA einräumen, dass das Geld für mehr als zehnmal so viele "Nichtleistungsempfänger" vorgesehen ist, also auch für alle jene, die aus verschiedenen Gründen keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld haben, und der Topf auch keineswegs gerade erst eingerichtet wurde.

Dass die Beschäftigungsrate von Müttern und kinderlosen Frauen in Deutschland viel weiter auseinander klafft als in den meisten anderen EU-Ländern, hat viele Gründe. Zu wenig Kitas und auf flexible Arbeitskräfte fixierte Betriebe sind ein Grund. Außerdem sorgt das deutsche Steuersystem dafür, dass sich Arbeit für verheiratete Frauen finanziell kaum lohnt, weil sie in eine ungünstige Steuerklasse eingeordnet werden. Zudem rechnen viele Paare die Kosten für Kinderbetreuung allein gegen den Lohn der Frau auf. Und auch sonst haben deutsche Frauen wenig Unterstützung von ihren Männern zu erwarten, wie eine aktuelle Sinus-Studie belegt: Ein hoher Anteil Väter glaubt, nichts mit dem beruflichen Wiedereinstieg ihrer Partnerin zu tun zu haben.

Darüber hinaus sind Frauen hierzulande in Weiterbildungskursen unterrepräsentiert, in den meisten anderen EU-Ländern ist es umgekehrt. Aus all diesen Gründen landet Deutschland beim Thema Lohngleichheit auf dem viertletzten EU-Platz.Annette Jensen