Scheiden tut nicht weh

Das Jahr strebt seinem Ende zu. Da geht's ihm wie uns allen, die wir immer mal wieder Abschied nehmen - irgendwann auch von der täglichen Arbeit. Alle scharen sich dann festlich um dich, manche von ihnen insgeheim froh darüber, dass du endlich Platz machst.

Doch wie sie dir huldigen, hymnisch dich preisen! Da drehst du zweifelnd dich um: "Bin wirklich ich gemeint?" Zwischendurch zwickst du dich auch und prüfst, ob du noch lebst - weil zur Feier des Tages auch Grabreden zum Vortrag gelangen. Vor allem aber lauert hinter jedem Wort eine List: "Auch wenn wir manchmal heftig um die Sache stritten..." So leitet dein Chef seinen Dank vielleicht ein. Hält er dich am Ende doch für einen elenden Querulanten, dem man's nie recht machen konnte? Und der Kollege, der dich rühmt, du hättest stets ein offenes Ohr für alle gehabt - bist du für ihn womöglich ein fauler Hund, der sich gern von der Arbeit ablenken ließ? Doch du weißt ja, warum sie so gemein sind: Sie müssen weiter arbeiten - du nicht!