Ausgabe 06/2009-07
Fragen an Lieselotte Hinz
Lieselotte Hinz 57 Jahre alt. Gelernte Buchhändlerin. Abitur auf dem zwei- ten Bildungsweg. Studium der Öko- nomie. Wissenschaftliche Mitarbei- terin in einem privaten Forschungs- institut. Wirtschaftsministerium NRW. Ab 1988 Landesbezirksleitung Nordrhein-Westfalen der Gewerk- schaft HBV, seit 2005 Fachbereichs- leiterin Handel ver.di NRW; Verhand- lungsführerin für Tarifverträge des Einzelhandels in NRW. Lebt mit ih- rem Partner in Düsseldorf.
WAS WAR DEIN TRAUMBERUF?
Es gab viele Träume, die sich abhängig vom Alter verändert haben: von der Astronautin zur Geschichtslehrerin bis hin zur Literatur- und Theaterwissenschaftlerin. Während des Studiums hatte ich ein klares Ziel: meinen Lebensunterhalt als hauptamtliche Gewerkschaftssekretärin zu verdienen. Das hat geklappt, und darüber bin ich heute noch froh.
WAS IST DAS SCHÖNE AN DEINEM BERUF?
Dass ich auf der richtigen Seite stehe und Entscheidungen treffen kann, um die Arbeits- und Lebensbedingungen in einer großen Branche mitzugestalten. Ich kann Menschen – in unserem Fachbereich viele Frauen – dabei begleiten, selbstbewusster ihre Interessen zu vertreten.
WAS IST NICHT SO SCHÖN DARAN?
Zu wenig Zeit und Muße für Literatur, Theater, Freunde und mich.
Jeder von uns muss mühsam lernen, Nein zu sagen. Wir müssen viele Rückschläge und Niederlagen bewältigen, gerade jetzt, da sich der Handel in einer tiefen Strukturkrise befindet. Es gibt einfach zu wenig Zeit, einmal innezuhalten und auch Erfolge zu feiern.
WAS TUST DU FÜR ANDERE?
Ich versuche so viel wie möglich dazu beizutragen, dass sich unsere Kolleg/innen aktiv für ihre Interessen einsetzen. Das A und O meiner Arbeit ist es, die ehrenamtlichen Kolleg/innen zu stärken, denn sie sind die Entscheider/innen.
WAS KANN DEINE GEWERKSCHAFT FÜR DICH TUN?
Ich erwarte von meiner Gewerkschaft, dass sie mich dabei unterstützt, die Rahmenbedingungen so zu verändern, dass wir in den Fachbereichen noch erfolgreicher arbeiten können. Dazu zählt vor allem eine bessere Personalausstattung vor Ort.
WER BRAUCHT DERZEIT UNSERE SOLIDARITÄT AM DRINGENDSTEN?
All diejenigen, die jetzt durch Krise und Insolvenzen ihren Arbeitsplatz verlieren. Unterstützung brauchen aber auch all diejenigen Kolleg/innen, die trotz Vollzeitarbeit kaum ihre Existenz absichern können.
WAS HAST DU IN DEINEM LEBEN NOCH VOR?
Ich bin immer noch neugierig und auf Entdeckungstour: Reisen, Literatur, neue Menschen kennenlernen. Und: mehr Zeit für meinen Partner.