Ausgabe 11/2009
Kommt in die Pötte
Marc Topp ist Vorsitzender des Gesamtpersonalrats der Stadtverwaltung Aachen
ver.di PUBLIK | Mitte Dezember beschließt die Bundestarifkommission die Forderungen von ver.di für die Tarifrunde 2010 der Beschäftigten von Bund und Gemeinden. Zurzeit diskutieren die ver.di-Mitglieder, was die Gewerkschaft fordern sollte. Wie läuft die Debatte bei Euch?
MARC TOPP | Lebhaft. Die Kollegen denken natürlich an die politische Situation im Land und die Finanzkrise und befürchten daher, dass die Tarifrunde in puncto Geld nicht viel bringen kann. Doch nach vielen Jahren mit geringem Lohnzuwachs haben sie Nachholbedarf. Einen Sockelbetrag von 50 Euro mehr Lohn und Gehalt können sich viele vorstellen. Gleichzeitig sind ihnen aber auch die sozialen Komponenten im Tarifvertrag wichtig. Die Bewährungsaufstiege sollten wieder greifen.
Und der demographische Wandel muss berücksichtigt werden: Immer mehr Kollegen scheiden aus, immer weniger kommen nach. Es müssen also mehr junge Leute ausgebildet und nach der Ausbildung übernommen werden. Und warum sollen nicht auch Leute von außen in den öffentlichen Dienst integriert werden? Die Aufgaben werden schließlich nicht weniger. Auch die Verlängerung der Altersteilzeit liegt vielen am Herzen, als Perspektive für Ältere.
ver.di PUBLIK | Wie ist die Stimmung im Moment?
TOPP | Bei denen, die die Bewährungsaufstiege fordern, ist Dampf auf dem Kessel. Sie wollen unbedingt, dass die Aufstiege wieder gelten. Im Arbeiterbereich ist die Stimmung gut. Sie erinnern sich gern an die Tarifrunde 2008, in der alle zusammengehalten haben, und wollen wieder etwas erreichen. Ich selbst denke, wir müssen aufpassen, dass wir in der Tarifrunde die Bevölkerung auf unserer Seite haben. Die Arbeitgeber werden gemeinsam mit der Zeitung mit den vier großen Buchstaben auf die Tränendrüse drücken und behaupten, wir verlangten zu viel. Aber wir leisten gute, wichtige Arbeit. Die Arbeitgeber müssen in die Pötte kommen und das anerkennen. Interview: Claudia von Zglinicki
Sie erinnern sich gern an die Tarifrunde 2008, in der alle zusammengehalten haben, und wollen wieder etwas erreichen