Am 7. November um 13 Uhr schließen die Beschäftigten der Filiale der Wohlthat'schen Buchhandlung in der Frankfurter Allee in Berlin ab. Sie machen jetzt eine kämpferische Mittagspause, in der sie Passanten überzeugen, Protestpostkarten an die Geschäftsleitung zu unterschreiben. Viele Vorübergehende sind erst skeptisch. Als sie aber hören, dass ein Viertel der 84 Beschäftigten der 16 Berliner und zwei Potsdamer Filialen eine Kündigung oder eine Änderungskündigung erhalten hat, bleiben sie stehen und hören zu.

An der Frankfurter Allee arbeiten noch drei Vollzeitkräfte und zwei weitere auf 400-Euro-Basis. "Damit kommen wir personell gut zurecht, können Urlaub und Krankheit abdecken", sagt Kerstin Haubold. Künftig sollen eine Vollzeitkraft, eine mit 25 Stunden und eine auf 400-Euro-Basis die gleichen Öffnungszeiten absichern. Wann sie ihre Pausen nehmen sollen, ist der Buchhändlerin nicht klar. Wenn sie zur Toilette müssen, sollten sie die Kunden bitten, auf den Laden aufzupassen. Das habe die Geschäftsleitung gesagt, als sie das Konzept vorgestellt hat, sagt Haubold.

Philip Goetze hat die Kündigung schon. Sein 40-Stunden-Vertrag sollte halbiert werden. Das reicht dem Vater einer einjährigen Tochter aber nicht, um seine Familie zu ernähren. Deswegen ist er nun ab dem 1. Dezember arbeitslos. Von anderen Standorten sei solches Vorgehen bislang nicht bekannt, sagt Kerstin Haubold. Allerdings gebe es dort meist nur eine oder zwei Filialen. Und es sei in anderen Buchhandlungen, die zum DBH-Konzern gehören, auch schon zu Personalabbau gekommen.

Ernst gemeint

Am 6. November hat ver.di das erste Mal mit dem Arbeitgeber verhandelt. In Bezug auf einen Sozialtarifvertrag sei das Unternehmen gesprächsbereit gewesen, nachdem in einer Einigungsstelle bereits die Höhen der Abfindungen festgelegt worden sind, sagt Janet Dumann, die im ver.di-Bezirk Berlin zuständige Gewerkschaftssekretärin. Über die Anerkennung des Mantel- und Entgelttarifvertrags des Berliner Einzelhandels wolle die Geschäftsführung erst Anfang des Jahres mit ver.di reden, wenn das Weihnachtsgeschäft beendet ist. Jetzt sei der Geschäftsführer für drei Wochen in Urlaub, weitere Gespräche seien erst danach möglich. "Er hat wohl gehofft, dass bis dahin Ruhe herrscht", sagt Dumann. Doch schon am ersten Urlaubstag haben die Beschäftigten vor fünf Filialen mit einer kämpferischen Mittagspause deutlich gemacht, dass sie ihre Forderungen ernst meinen. "Wenn der Arbeitgeber das nicht erkennt, steht nicht nur Weihnachten vor der Tür, dann stehen auch wir da", sagt die Gewerkschafterin.

hla