LOTHAR SCHRÖDER ist Mitglied im ver.di-Bundesvorstand und leitet den ver.di-Fachbereich TK/IT

ver.di PUBLIK | Die Tarifrunde für die 22 000 Beschäftigten ging am 2. März mit dem Schlichterspruch von Henning Voscherau zu Ende. Sind Sie zufrieden?

LOTHAR SCHRÖDER | Wenn die Höhe stimmt, ist die Laufzeit ein Kompromiss, den man eingehen kann. Und die stimmt. Wir haben 2,5 Prozent im ersten und zwei Prozent im zweiten Jahr erreicht. Bei der Laufzeit hatten wir zwölf Monate angestrebt, mussten uns aber in der Schlichtung auf 24 Monate verständigen.

ver.di PUBLIK | Was hat den Schlichter da geritten?

SCHRÖDER | Viele Tarifabschlüsse haben eine längere Laufzeit, und man kann sich nicht einfach dem Umfeld entziehen, wenn der Schlichter zum Kompromiss drängt. Dass Henning Voscherau der Vorsitzende des Vermittlungsausschusses des Bundesrates war, hat uns geholfen. Er weiß divergierende Positionen klug und schnell zueinanderzubringen. Und er gibt den beiden Seiten zu verstehen, dass er auch allein einen Schlichterspruch setzen könnte.

ver.di PUBLIK | Wie haben sich die Arbeitgeber verhalten?

SCHRÖDER | Da interessierte kein Reallohnverlust der vergangenen Jahre, nicht die Wertschätzung der Beschäftigten und nicht, dass wir eine andere Sicht auf die wirtschaftliche Lage haben. Da interessierte auch nicht, dass die Anteilseigner auf der Bilanzpressekonferenz mit ganz anderen Argumenten zur wirtschaftlichen Lage von T-Systems bedient werden, als wir sie in der Tarifrunde erfahren haben. Da werden Argumente beliebig ausgetauscht, so wird eine Einigung erschwert. Mit diesem Argumentationstheater hat Henning Voscherau relativ schnell aufgeräumt.

ver.di PUBLIK | Was konnte Schlimmes verhindert werden?

SCHRÖDER | Wir haben vorher über unsere Initiative "Ich bin mehr wert" die Beschäftigten nach ihren Interessen befragt. Über 70 Prozent haben uns gesagt, man wolle, dass die Tarifergebnisse 1:1 auf die Beschäftigten übertragen werden. Obwohl es bei T-Systems einen Gehaltsüberprüfungsprozess gibt. Nun war das zwar nicht Gegenstand der Tarifforderung, aber wir konnten uns durchsetzen. So dass die Beschäftigten bei T-Systems im ersten Jahr 2,5 Prozent, im zweiten Jahr zwei Prozent mehr haben und in die nächste Tarifrunde mit 4,5 Prozent höheren Gehältern gehen.

ver.di PUBLIK | Was genau machen diese T-Systems-Beschäftigten?

SCHRÖDER | Es sind IT-Spezialisten, die mit viel Sachverstand an der Schnittstelle zum Kunden sitzen. Sie arbeiten an der Zukunft. Sie haben es geschafft, dieser Firma ein Turnaround zu geben. T-Systems hat bis vor wenigen Jahren noch schlechte Zahlen geschrieben. Im Moment gibt es enorme Zuwächse, was Wertschöpfung und Produktivität betrifft.

ver.di PUBLIK | Und was sagen die Beschäftigten zum Ergebnis?

SCHRÖDER | Ich habe viele sehr positive Resonanzen. Da spielt auch der Stolz eine Rolle, dass wir in diesem Bereich Warnstreiks auf die Straße gebracht haben. Das könnten wir morgen wieder.

Interview: Jenny Mansch

"T-Systems hat bis vor wenigen Jahren noch schlechte Zahlen geschrieben.Im Moment gibt es enorme Zuwächse, was Wertschöpfung und Produktivität betrifft"