Wollen Unternehmen ihre Zukunft sichern, kommen sie an den Alten nicht vorbei. Zusehends rücken sie in den Fokus von Organisations- und Personalentwicklung. Dass mehr Menschen älter werden, sorgt nebenher auch für einen längst fälligen Perspektiv-Wandel in den Köpfen: Auch alt ist sexy.

Für immer älter werdende Beschäftigte müssen solche Formen der Arbeit gefunden werden, die sie im Job altern und möglichst gesund die Rente erreichen lassen. Wie das funktionieren kann, hat die Technologieberatungsstelle (TBS) beim DGB in Nordrhein-Westfalen exemplarisch zunächst in 14 Kindertagestätten unterschiedlicher Träger in ihrem Bundesland untersucht und eine Handlungshilfe erarbeitet, die bereits in zweiter Auflage erschienen ist. Mit ähnlichen Untersuchungen in der IT-Branche folgt bis Jahresende ein weiterer Bereich.

Bis zur Rente? So nicht!

Guntram Schneider, Vorsitzender des Vorstandes der TBS, umreißt den Ansatz: "Die sozialen, gesellschaftlichen und beruflichen Anforderungen in den Kitas werden umfangreicher und schwieriger. Der gesellschaftliche Wandel erfordert flexiblere Arbeitszeiten, der wachsende Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund eine höhere Betreuungsintensität und fachliche Differenzierung. Politische Entscheidungen führen zu Sprachtests und -förderung, zur Betreuung der unter Dreijährigen, einem früheren Übergang von der Kita in die Schule und zur Aufwertung der Ausbildung."

Bei derart steigenden Belastungen können sich nur 26 Prozent der Erzieherinnen vorstellen, unter den jetzigen Arbeitsbedingungen gesund in Rente zu gehen. Für eine berufliche Veränderung von älter werdenden Kita-Beschäftigten öffnen sich bisher nur wenige Entwicklungspfade. Der denkbare Wechsel in ein anderes Berufsfeld scheitert auch daran, dass die Träger diese Form der Personalentwicklung bis jetzt nicht nutzen. Dies hat die Untersuchung ergeben und folgert: Kitas über das "alternsgerechte Arbeiten" zu erschließen, kann heißen, dass Beschäftigte neue Aufgaben, zum Beispiel in der Unterstützung und Beratung von Familien übernehmen.

Gute Ansatzpunkte für organisatorische Veränderungen lassen sich in Tarifverträgen wie dem TVÖD mit Belastungsanalysen, Gesundheitsförderung, Qualifizierungsgesprächen und anderem finden. Auch altersgemischte Teams sorgen für Belastungsverteilung. Das Konzept der im Kita-Projekt entwickelten und erprobten "Beschäftigungsfähigkeit in gemeinsamer Verantwortung" zielt auf das Zusammenwirken betrieblicher und individueller Bedingungen. Über den Gesundheitsschutz hinaus, der gern als Synonym für alternsgerechte Arbeit genommen wird, sind in ihm auch die Dimensionen Kompetenz, Lernfähigkeit, Integration und Verantwortung verankert. Bettina Erdmann

Alternsgerechtes Arbeiten in Kindertagesstätten, Handlungshilfe für Träger, Leiter/innen, Mitarbeiter/innen und Interessenvertretungen, Herausgeber: Technologieberatungsstelle beim DGB NRW e.V., www.tbs-nrw.de